Neues Ultimatum im Bahnstreik

Seit heute Morgen um sechs Uhr rollt der Güterverkehr langsam wieder an. DieGDL hat mit ihrem 42-stündigen Streik den Güterverkehr bundesweit teilweise komplett zum erliegen gebracht. Die Bahn rechnet damit, dass er sich frühestens Mitte nächster Wochewieder normalisiert haben dürfte, falls die GDL auf Ihre angekündigten Streiks ab Dienstag verzichtet.

Die Fronten im Tarifkonflikt sind nach wie vor verhärtet. Schon jetzt kündigte die GDL bereits für kommenden Dienstag massive Streiks in allen Bereichen des Schienenverkehrs an, fallsdie Bahn nicht bis Montag ein tragfähiges Tarifangebot vorlege. „Wenn der Bahn die Kunden nicht völlig egal sind, sollte sie dies tun“, erklärte GDL-ChefManfred Schell am Samstag. Die Bahn lehnt die Forderung der GDL nach einem neuen Angebot bisher ab. Unterstützung erhält sie dabei von SPD-Fraktionschef Peter Struck. Er forderte die Bahnauf hart zu bleiben. „Ich stehe klar auf der Seite von Bahnchef Mehdorn und dem Transnet-Vorsitzenden Hansen, dass es keinen eigenständigen Tarifvertrag für dieLokführer geben kann“, sagte Struck. „Es muss gelten: ein Betrieb, ein Tarif.“

Auch die Gewerkschaft Transnet warnt alle Beteiligten vor den Folgen des Lokführerstreiks. „Die GDL darf es mit ihren Streiks nicht übertreiben“, sagte Transnet-ChefNorbert Hansen. Wenn durch den Arbeitskampf Kunden der Bahn abspringen sollten, dann sei niemandem geholfen: „Dann bekommen die Lokführer am Ende vielleicht mehr Geld, aberjeder Dritte verliert seinen Arbeitsplatz.“ Sollte durch den Streik „das Geld aufgezehrt“ werden, das für eine Verbesserung der Entgeltstruktur bereitsvorgesehen sei, werden alle Beschäftigten darunter leiden. „Ich verliere langsam meine Geduld. Der Kurs der GDL führt zu einer Entsolidarisierung unter denBeschäftigten. Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie andere Geld verbrennen, das wir dringend brauchen.“ Zwischen der Transnet und der GDL gebe es derzeit keine Gespräche, sagteHansen: „Es herrscht Eiszeit. Und ich werde sicher nicht die Wärmflasche reichen – das muss schon die GDL tun.“

Mit ihrem 42-Stündigen Streik hat die GDL die Muskeln spielen lassen. Nach Angaben der Bahn kam im Osten, wo die GDL besonders viele Mitglieder hat, mehr als 95% des Güterverkehrs zumerliegen. Auch im Westen bekam die Bahn die Folgen des Streiks zu spüren. Hier fuhr nur etwa jeder dritte Güterzug. Bahn-Logistikvorstand Norbert Bensel sprach vom „schwersten Streik im Schienengüterverkehr, den wir in Deutschland je hatten“. Es sei „ungeheuerlich, dass 1000 Lokführer den Standort Deutschland sobehindern“. Laut Bahn war auch der internationale Güterverkehr, besonders Transporte Richtung Osten, von dem Streik betroffen. „Mehrere hundert Züge im Auslandwarten darauf, nach Deutschland einfahren zu können“, sagte Bensel. Wichtige Züge, zum Beispiel für die Belieferung von Kraftwerken, seien aber gefahren.

Die Bahn geht davon aus, dass sich der Güterverkehr frühestens Mitte nächster Woche wieder normalisiert haben wird. Allerdings unter der Bedingung, dass es keine neuen Streiks gibt.Dann wird es nämlich zu ernsthaften Problemen für die deutsche Wirtschaft kommen, fürchten Experten. Den jetzigen Streik konnten die meisten Unternehmen durch rechtzeitige Planungihrer Ressourcen noch auffangen. Bei erneuten Streiks nächste Woche wird die Zeit dafür wohl nicht ausreichen. Insbesondere da viele Unternehmen auf die Bahn angewiesen sind, weil vielefür die Produktion benötigte Teile nicht, oder nur mit sehr hohem Aufwand, auf der Straße transportiert werden können. Sollte die Bahn bis Montag kein neues Angebot vorlegen,steht den Pendlern und Teilen der deutschen Wirtschaft eine unangenehme Woche bevor.

Quelle: Spiegel.de

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