Einige von euch werden den Tag vielleicht selbst miterlebt haben. Wieder anderewaren zu jung, um zu erfahren, was am 3. Oktober 1990 passierte. Nachdem am 9. November 1989 die Mauer fiel, war es kaum ein Jahr später mit der DDR zu Ende.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Deutschland in so genannte Besatzungszonen aufgeteilt. Die Vereinigten Staaten, Frankreich sowie Großbritannien hatten die Westsektoren und West-Berlin inne. DieSowjetunion übernahm die Kontrolle des Ostsektors – die heutigen „neuen Bundesländer“. Es wurde aber schnell klar, dass die Interessen der West-Alliierten über die Zukunft Deutschlandsweit mit denen der Sowjets auseinander gingen. Die Westmächte gründeten in ihren Sektoren die Bundesrepublik Deutschland, während am 7. Oktober 1949 die Deutsche Demokratische Repbulikim Ostsektor gegründet wurde. Der Grundstein für den Eisernen Vorhang war gelegt.
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„Wir sind das Volk!“
Der Niedergang der DDR war bereits Anfang der 1980er erkenntlich. In der Zeit zwischen 1982 und 1989 hatte man im Osten mit starken wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Problemen zu kämpfen, weshalb es nicht verwunderlich war, dass ausgerechnet in dieser Zeit eine starke Zunahme von Menschenrechts- und Bürgerrechtsgruppierungen zu verzeichnen war. Die Forderungen der DDR-Bürger war klar:
Mehr Freiheit und die Einhaltung der Menschenrechte.
Viele Menschen in der DDR glaubten auch nicht mehr so wirklich daran, dass der Staat – der im System der DDR auch gleichzeitig die Regierung war – noch irgendwie reformfähig sei. Viele zeigten ihren Unmut in einem Ansturm von Ausreisen oder in Form von Flucht in die Bundesrepublik Deutschland.
Hinzu kam im Jahr 1989 der Abbau von Grenzanlagen zwischen Ungarn und Österreich. Die Folge daraus war, dass Massen von Bürgern aus der DDR über Ungarn und Österreich in die Bundesrepublik Deutschland flüchteten. Wer über Ungarn nicht nach Österreich fliehen konnte, strömte in die Deutschen Botschaften in Prag, Warschau, Budapest oder in Ost-Berlin.
Wer es nicht schaffte in die Bundesrepublik zu flüchten oder wer schlicht und einfach der alten Heimat nicht den Rücken kehren wollte, der nahm an den zunehmenden Demonstrationen in der DDR teil. Seit dem 4. September 1989 nahmen dann die berühmt berüchtigten Montagsdemonstrationen zu, die nach den Friedensgebeten stattfanden.
Letztlich endete der Wille, wieder zu einem Volk zusammen zu wachsen, in dem Fall der Berliner Mauer am 9. November 1989. Bürger der DDR bestiegen die Mauer und rissen sie an manchen Stellen ein, bis kurze Zeit später der Bagger kam und den Rest übernahm. Die ganze Welt schaute an diesem Tag auf Berlin, vorsichtig sprach man an diesem Tag bereits vom Ende des Kalten Kriegs.
Der Ton der Montagsdemonstrationen fand auch eine völlig neue Forderung. Wurde zuvor noch „Wir sind das Volk!“ in die Menge gerufen, änderte sich die Aussage in „Wir sind ein Volk!“. Am 15. Januar stürmten ostdeutsche Demonstranten dann die Zentrale der Staatssicherheit in Ost-Berlin.
Freie Volkskammerwahl
Am 18. März 1990 fanden die ersten freien Wahlen für die Volkskammer in der DDR statt. Die Allianz für Deutschland erreichte dabei eine überwältigende Mehrheit. Die Allianz für Deutschland war ein Bündnis aus CDU, Deutscher Sozialer Union (DSU) und dem Demokratischen Aufbruch (DA). Die Allianz entschloss sich zu einer großen Koalition mit der Ost-SPD unter Führung von Lothar de Maizière (CDU) als Ministerpräsidenten. Mit dieser Wahl wurde auch die eigentliche Wiedervereinigung vorbereitet. Das letzte Staatsoberhaupt der DDR war Sabine Bergmann-Pohl in ihrer Funktion als Volkskammerpräsidentin.
Im März 1990 setzten die ersten Verhandlungen zwischen der neuen DDR-Regierung und der Kohl-Regierung im Westen ein. Durch Unterzeichnung des Staatsvertrages am 18. Mai 1990 wurde trotz heftiger Warnungen von Wirtschaftsexperten aus dem Osten und Westen die deutsche Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion beschlossen, die am 1. Juli 1990 in Kraft trat. In einer Ansprache im Fernsehen kündigte Helmut Kohl am selben Tag „blühende Landschaften“ für die Ostgebiete an. Eine Versprechung, die nach 17 Jahren Wiedervereinigung eher weniger den Tatsachen entspricht. Die eigentliche Folge der Wiedervereinigung war eine drastische Zunahme der Arbeitslosigkeit in den neuen Bundesländern, die auch die Treuhandgesellschaft nicht verhindern konnte, die eigentlich die Privatisierung ehemaliger DDR-Staatsbetriebe vorantreiben sollte.
Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990
Durch den Beitritt der ehemaligen DDR zur Bundesrepbulik am 3. Oktober 1990 war die Wiedervereinigung komplett. Durch einen Beschluss der Volksvertretung wurde die DDR offiziell abgeschafft und gehörte damit zur Bundesrepublik Deutschland mit allen Rechten und Pflichten, die die Verfassung zu bieten hatte. Dieser Termin war der frühestmögliche, da das Bundeskabinett in Bonn zunächst die KSZE-Außenministerkonferenz (Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) über die so genannten „Zwei-plus-Vier-Verhandlungen“ in Kenntnis setzen wollte. Mit der Wiedervereinigung wurde der 17. Juni mit dem 3. Oktober als Nationalfeiertag ersetzt, den wir heute als Tag der Deutschen Einheit feiern.
Die Wiedervereinigung hatte auch zur Folge, dass der Solidaritätszuschlag eingeführt wurde. Dieser Zuschlag wird mit der Einkommens- und Körperschaftssteuer verrechnet, um den Wiederaufbau in den neuen Bundsländern zu finanzieren. Allerdings ist dieser schon weit über seine Lebenszeit hinaus, weshalb jedes Jahr zum Tag der Deutschen Einheit in der Politik heftig über dessen Erhalt oder Abschaffung diskutiert wird.