Terrorgefahr in Deutschland

Über 30 Jahre nach dem Ende der RAF drohen nun erneut Terror undBombenattentate in Deutschland Einzug zu halten. Mit einer Sprengstoffmenge, die eine Sprengkraft von ungefähr 540 kg TNT aufbrachte, plante ein Terroristentrio den Schrecken in die BRD zubringen.

Dienstag, 4. September in Oberschledorn – Die beschauliche Idylle der nordrhein-westfälischen Kleinstadt wird jäh gestört, als ein Einsatzkommando aus zivilenBKA-Beamten und der Spezialeinheit GSG neun ein Einfamilienhaus an der Eichenstraße stürmt und drei Männer festnimmt. Erst am Folgetag erfahren die Einwohner der Stadt, was sich dadirekt vor ihren Haustüren abgespielt hat. Die Verhafteten standen unter Verdacht, mit Hilfe von konzentriertem Wasserstoffperoxid eine große Menge Sprengstoff herzustellen, um damitAttentate auf zivile Ziele und Einrichtungen des amerikanischen Militärs in Deutschland zu verüben.

Inzwischen weiß man mehr. Schon seit 2006 galten die zum Islam konvertierten deutschen Fritz G. aus Ulm und sein Freund Daniel S. aus Saarbrücken sowie der Türke Adem Y. aus Langen alsverdächtig. Seit circa sechs Monaten wurden sie bereits intensiv von der Polizei beschattet. Ihre Telefone waren angezapft und ihr E-Mailverkehr wurde überwacht.

„Konspirativ“ lautet das Wort, mit dem die Vorgehensweise der Täter vorzugsweise beschrieben wird. Ihr Vorgehen war wahrlich verschwörerisch. Alle drei hatten Kontakt zu der radikalenOrganisation „Islamic Dschihad Union“ und wurden in einem pakistanischen Trainingscamp ausgebildet und radikalisiert. Bei der Planung ihrer Anschläge gingen sie nach klassischen Mustern desTerrors vor: Je weiter die Planung voranschritt, desto seltener benutzen sie das Telefon. In EMails wurde nur noch mittels einer Codesprache kommuniziert. Außerdem versuchten sie, sich durchviele Ortswechsel dem Blickfeld der Polizei zu entziehen. Als sie dann im Juli eine große Menge, insgesamt 730 kg Wasserstoffperoxid, mit einer Konzentration von 35 Prozent kauften, griffen dieBeamten ein. Unbemerkt tauschten die Ermittler den hochkonzentrierten Stoff gegen eine ungefährliche Variante, mit einer Konzentration von drei Prozent, aus. Damit waren die Bomben eigentlichschon im Vorfeld entschärft.

Auf den Kauf der Chemikalie folgten die Beschaffung von Zündern und weiteren Bauteilen. Schließlich verlagerte die Gruppe die Materialien von Freudstein im Schwarzwald insnordrhein-westfälische Oberschledorn. Hier sollten dann die Bomben fertig gestellt werden, die in Discotheken, amerikanische Militäreinrichtungen oder vielleicht sogar im FrankfurterFlughafen gezündet werden sollten.

In Oberschledorn schienen die bisher so abgebrühten Täter allerdings nervös zu werden. Eine weitere Verlegung der „Werkstatt“ soll geplant gewesen sein. Doch dann griffen die Ermittlerein, um nicht zu riskieren, die Attentäter aus den Augen zu verlieren.

Aufatmen in Berlin und ganz Deutschland. Bundesinnenminister Schäuble lobt die „gute Arbeit“ der Polizei und lässt es sich nicht nehmen, die Kritiker seiner hartenLinie darauf hinzuweisen, dass es genau diese gewesen sei, die womöglich das Schlimmste verhindert hat.

Dabei darf nicht vergessen werden, dass eben jene, oft erwähnte, konspirative Vorgehensweise es war, die die Männer letztlich verdächtig gemacht hat. Es ist nicht undenkbar, dass nochweitere Gruppen in Deutschland aktiv sind, die ein weniger auffälliges Verhalten an den Tag legen. Diese Gefahr darf weder ignoriert noch runtergespielt werde. „Wir sind vominternationalen Terrorismus konkret bedroht“, sagt dazu der Innenminister.

Gleichzeitig warnt er aber auch davor, die Situation hochzuspielen und merkt an, dass, obwohl sich noch weitere Verdächtige in Deutschland aufhalten, und es sicher auch potentielleVerdächtige gibt, von denen man bisher noch nichts weiß, keine unmittelbare Gefahr bestehe. Es bleibt nur zu hoffen, dass er Recht behält und sich das „Vertrauen indie Qualität der deutschen Sicherheitsbehörden“ weiterhin bestätigt.

Quellen: Spiegel online | Zeitonline

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