Endeavour wieder auf der Erde

Nach einer zweiwöchigen Reise in den Erdorbit ist die Raumfähre“Endeavour“ wieder sicher auf der Erde gelandet. Die Rückkehr fand einen Tag früher als geplant statt. Womöglich könnte es sich dabei um die letzte Mission für längereZeit gehandelt haben.

„Gratulation. Willkommen Zuhause.“ Am Dienstag setzte die Raumfähre um 18:32 Uhr bei schönstem Wetter auf dem Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida auf. Einegute Stunde zuvor, um 17:27 Uhr, leitete das Team der „Endeavour“ als letzte Landevorbereitung den Deorbit-Burn“ ein. Dabei handelt es sich um ein Bremsmanöver kurz vordem Eintritt in die Erdatmosphäre. Dazu wird die Raumfähre um 180 Grad gedreht, um anschließend für einen Moment rückwarts zu fliegen, dann werden die Haupttriebwerkegezündet und verringern die Geschwindigkeit des Orbiters von 28.000 auf 24.000 km/h. Anschließend wird er wieder so gedreht, dass er mit der Nase voraus in die Atmosphäre eintauchenkann, die dann den Rest des Bremsvorgangs übernimmt. Nach dem Wiedereintritt ist die „Endeavour“ noch über 600 km/h schnell.

„Ihr habt der höheren Bildung eine völlig neue Bedeutung gegeben“, hieß es aus dem Kontrollzentrum in Houston, Texas, gleich nach dem Touch-Down. Damit wurdeauf die Unterrichtsstunde angespielt, die die Astronautin Barbara Morgan aus rund 300 km Höhe Schülern aus Idaho, Virginia und Kanada gab. Außerdem absolvierte das Team der „Endeavour“vier Außeneinsätze, bei denen unter anderem ein Gyroskop ausgetauscht wurde, das zur Steuerung der Raumstation ISS benötigt wird. Des Weiteren brachte man ein Verbindungsteil fürein neues Sonnensegel an und barg zwei wissenschaftliche Experimente.

Der Termin für die Rückkehr wurde um einen Tag nach vorne geschoben, da die Missionsleitung befürchtete, dass der derzeit in der Karibik wütende Hurrikan „Dean“ eine Räumungdes Kontrollzentrums in Houston verursachen könnte. Diese Befürchtung stellte sich im Nachhinein aber als unbegründet heraus.

Schaden am Hitzeschild (klicken zum Vergrößern)

Viel mehr Kopfzerbrechen bereiteten der Einsatzleitung aber Beschädigungen am Hitzeschild der „Endeavour“. Beim Start am 8. August lösten sich vom Außentank einige Stücke,die Löcher in zwei Kacheln des Schutzschildes schlugen. Nach der Untersuchung des Schildes mit einem Laser und der Auswertung von Fotos dachte man gründlich darüber nach, ob dieKacheln geflickt werden müssen. Nachdem man den Wiedereintritt am Computer mehrmals simuliert hatte, kam die Einsatzleitung zu dem Schluss, dass der Schaden nicht gefährlich werdenkönne und eine Reparatur daher nicht nötig sei. Der größere der beiden Risse hat eine Größe von ungefähr neun mal fünf Zentimetern.

Die NASA kündigte unterdessen an, dass es wohl keinen Shuttle-Start mehr geben werde, solange die Probleme beim Start nicht gelöst werden könnten. Die „Columbia“ verglühte am 1.Februar 2003 beim Wiedereintritt, weil sich beim Start zuvor Isolierschaum vom Außentank löste und Löcher in das Hitzeschild schlug. Danach tüftelten die NASA-Ingenieure rundzweieinhalb Jahre an einer Lösung des Problems, bis die Shuttle-Flüge wieder aufgenommen wurden. Dabei stellte sich aber heraus, dass sie das Problem mitnichten in den Griff bekommenhatten. Es lösten sich nach wie vor vom Tank Teile ab, die den Hitzeschild beschädigten. Einzige Lösung war bisher, dass die Astronauten im All den Schaden behoben.

Nach bisherigem Stand würde die Ankündigung der NASA praktisch eine Einstellung der Flüge bedeuten. Zwar arbeitet man bereits an einer Lösung in Form eines neuen Außentanks.Bis zu seiner Fertigstellung wird es wohl noch bis zum Frühjahr 2008 dauern. Bei dem neuen Modell sollen Aluminiumstreben durch solche aus Platin ersetzt werden. Daher könne man dieIsolierschicht ausdünnen. Das Risiko abplatzender Isolierstücke würde sich somit verringern. Gelöst wird das Problem damit aber nicht. Es ist daher unklar, wie das Shuttleprogrammnun fortgesetzt werden soll.

Das hätte weit reichende Folgen für den weiteren Ausbau der ISS. So sollte eigentlich im Dezember dieses Jahres das europäische „Columbus“-Weltraumlabor ins All geschossen undinstalliert werden. Die amerikanischen Raumgleiter sind bisher die einzigen Möglichkeiten, Module dieser Art in den Weltraum zu schaffen.

Quellen:
Spiegel Online: 1, 2 & 3
Zeit online
Focus online

Weitere Infos:
Homepage der NASA
Video der Landung

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