Drei deutsche Polizisten in Afghanistan getötet

Bei einem Anschlag am Mittwoch wurden in der Nähe von Kabul drei deutschePolizisten getötet und einer verletzt. Der Vorfall löste quer durch alle Parteien Bestürzung aus, die Regierungsparteien halten aber dennoch am deutschen Afghanistan-Einsatz fest.

Die Polizisten waren für den Schutz der deutschen Botschaft und des Botschafters eingeteilt. Für diesen Dienst meldeten sie sich damals freiwillig, da dies im Gegensatz zum Militär dieeinzige Möglichkeit für den Auslandseinsatz eines Polizisten ist. In der Botschaft waren die vier Männer bekannt und beliebt und sollen immer für ein nettes Gespräch zu habengewesen sein. Sie galten als verantwortungsbewusst und professionell. Keiner soll je durch grobes Verhalten oder ramboähnliches Vorgehen aufgefallen sein.

Am Mittwoch waren die Polizisten zusammen mit einer internationalen Gruppe aus Personenschützern auf dem Weg in eine Schießanlage, wo sie den Umgang mit ihren Waffen üben wollten. DasTraining stand in der Regel alle zwei Wochen auf dem Plan. Für den Weg zu der aus Sowjetzeiten stammenden Anlage musste der Konvoi eine Straße passieren, die auch sehr häufig vonMilitärtransporten benutzt wird. Sie gilt als ideales Anschlagsziel.

Der Sprengsatz detonierte um 09:15 Uhr Ortszeit (06:45 Uhr MESZ) direkt neben dem Fahrzeug der Deutschen, das sich gerade auf einer Sandpiste neben der Hauptstraße befand. Drei der Insassenstarben auf der Stelle, der vierte wurde schwer verletzt in ein Krankenhaus eingeliefert und befindet sich inzwischen außer Lebensgefahr. Der Sprengsatz war mit einem Fernzünderausgestattet. Das gilt als weitgehend sicher.

Bisher gibt es keine konkreten Hinweise auf die Täter. Zwar bekannte sich die radikal-islamische Taliban zu der Tat, sie konnte aber außer den bekannten Fakten keine weiteren Detailsliefern. Als sicher gilt aber, dass der Anschlag konkret den Deutschen galt. Verstärkte Drohungen in der Vergangenheit und die Fernzündung sprechen dafür. Letztere führtaußerdem zu dem Schluss, dass die Täter den Konvoi beobachtet haben müssen und die Sprengung der umgebauten Panzermine auslösten, als das deutsche Fahrzeug den Sprengsatzpassierte. Es war gegen leichtes Geschütz gepanzert und mit der deutschen Fahne markiert.

Die Staatsanwaltschaft leitete inzwischen Ermittlungen gegen unbekannt wegen Mordes ein. Kurz nach dem bekannt Werden des Vorfalls hieß es zunächst, dass deutsche Soldaten dem Anschlag zumOpfer fielen. Dies wurde aber wenig später vom Bundesverteidigungsministerium dementiert. Dennoch soll der Anschlag nicht gezielt den Polizisten gegolten haben, sondern war wohl generell aufdeutsche Konvois ausgerichtet. Nach Angaben des Bundesinnenministeriums waren zwei der Toten Angehörige des Bundeskriminalamtes, der dritte war Mitglied der Bundespolizei, welcher auch derverletzte Mann angehört.

In Deutschland löste das erschreckende Ereignis Trauer und Entsetzen aus. Politiker aller Parteien zeigten sich schockiert und bestürzt. An den Einstellungen zur Afghanistan-Politikänderte sich unterdessen nichts. Die Regierungsparteien CDU und SPD sowie die FDP schlossen einen Truppenabzug und das Einstellen der Aufbau- und Entwicklungshilfe aus. „Dasfurchtbare Attentat zeigt, dass der Kampf gegen den Terror und die Bemühungen um Stabilisierung und Wiederaufbau in Afghanistan weitergehen müssen“, heißt es vonUnions-Fraktionsvize Andreas Schockenhoff. Auch der SPD-Vorsitzende Kurt Beck lehnte einen Kurswechsel in der Afghanistan-Politik ab. Beide Seiten sind der Ansicht, dass die Aufbauhelfer nach diesemEreignis erst Recht unterstützt werden müssten, da die Arbeit in dem Land nicht ungefährlicher würde.

„Dieser tragische Fall zeigt, dass der Norden Afghanistans entgegen mancher Behauptung eben nicht sicher ist“, sagte Jürgen Trittin von den Grünen. Er hebt diedifferenzierte Haltung seiner Partei hervor und erklärt, dass das Fehlen von militärischer Unterstützung zivile Hilfe gänzlich unmöglich mache. Lediglich die Linkebekräftigt nach dem Anschlag nochmals ihre Forderung, jegliches militärische Engagement abzulehnen. Sie ist nach wie vor der Ansicht, dass ziviles Engagement die wichtigste Rolle fürDeutschland spielt.

Quellen und weitere Infos:
Spiegel Online: 1 & 2
Zeit Online: 1 & 2
N24 online
Focus online
Homepage des Bundesinnenministeriums

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