Tomaten mal anders!

Kommentar – man sollte nicht glauben, dass selbst mit wertvollen Lebensmitteln Veranstaltungen organisiert werden. Im kleinen Städtchen Buñol nahe Valencia ist dies allerdings seit den 1940er-Jahren jährlich Gang und Gäbe – welchen Ursprung das Spektakel allerdings genau hat, weiß niemand.

110 Tonnen Tomaten verschwendet

Bei der diesjährigen Tomatina bewarfen sich etwa 40.000 Menschen mit über 100 Tonnen des roten Gemüses und hatten scheinbar großen Spaß dabei. Auf der anderen Seite gibt es Menschen – beispielsweise in Afrika – die glücklich wären, wenn sie so eine riesige Menge an Tomaten besitzen würden, um nicht Hunger leiden zu müssen. Kann man in Anbetracht einer derartigen Verschwendung von Lebensmitteln jedes Jahr noch von Spaß reden, wo doch in weiten Teilen der Erde lebensbedrohliche Hungersnöte herrschen und Kinder dort oft keine Chance haben erwachsen zu werden?

Buñol feiert reinen Gewissens

In Buñol hat man diesbezüglich scheinbar kein schlechtes Gewissen – das bestätigte der große Andrang der Teilnehmer sowie die dabei entstandenen Bilder. Die Tomatenschlacht, an der Einheimische und Touristen teilnahmen, endete pünktlich nach einer Stunde, wie es der Brauch, der bereits seit über 60 Jahren am letzten Mittwoch im August stattfindet, vorschreibt. Danach werden gesprenkelte Häuser sowie die in Rot getauchten Straßen von Reinigungskräften mit Wasserschläuchen abgespült und die Tomatenreste landen in der Kanalisation. Tausende Touristen aus ganz Europa, den USA, Australien und Asien reisten extra an, um dem Spetakel beizuwohnen. Je mehr Tomaten man seinem Gegner ins Gesicht warf, um so besser – extra wurden nur überreife Tomaten von Firmen gestellt -, aber nicht etwa der Lebensmittelvergeudung wegen, nein, sondern deshalb, um Blessuren und Verletzungen der Teilnehmer zu vermeiden.

Wenn man überlegt, dass die Hungerkrise am Horn von Afrika 2006 etwa elf Millionen Menschen bedrohte – vor allem in Nordostkenia, Südsomalia, dem Süden und Osten Äthiopiens und Dschibuti -, kann man dann angesichts dessen eine Veranstaltung, bei der so viel wertvolles Gut einfach zum Spaß an der Freude in der Kanalisation verschwindet, verantworten?

Menschen leiden aufgrund von Klimaschwankungen, Dürren, Bodenunfruchtbarkeit, Erosionen und Heuschreckenschwärmen, die Ernteausfälle zur Folge haben und ihre Situation noch bedrohlicher machen, an Hunger. Auch politische Instabilität und AIDS, welches vor allem im Süden Afrikas die in der Landwirtschaft tätige Bevölkerung dezimierte, spielen mit – aber Spanien feiert weiter. Was für eine Geldsumme wäre wohl mittlerweile innerhalb von 60 Jahren zusammen gekommen, hätte man auf dieses sinnlose Fest verzichtet und die eingesparten Ausgaben lieber an mittellose Länder gespendet?

Hungerkrisen der Geschichte:

1967 – 1970 durch den Biafra-Krieg verursachte Hungersnot in Biafra, Nigeria
1968 – 1974 Hungersnot in der Sahelzone
1973 Hungersnot in Äthiopien
1984 – 1985 Hungersnot in Äthiopien (und mehreren Ländern der Sahelzone)
erste Hälfte der 1990er Jahre Hungersnot in Somalia wegen Dürre und Bürgerkrieg
1990er Jahre Hungersnot im (Süd-)Sudan infolge des Bürgerkriegs
2000 Hungersnot in Simbabwe
2003 Hungersnot in Darfur/Sudan infolge des Darfur-Konfliktes
2005 Hungerkrise im Niger
2006 Hungerkrise in Äthiopien, Nordost-Kenia, Somalia und Dschibuti

Findet ihr, dass man solche Events wie in Buñol abschaffen sollte? Diskutiert mit uns in den Kommentaren!

Quelle: Welt.de | N-Tv.de | Wikipedia.org

Bild:
(c) M. Großmann / Pixelio.de
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