Laut dem Außenministerium in Kabul sei die Exekution der beidendeutschen Geiseln in der Hand der Taliban nicht korrekt. Eine Geisel sei zwar gestorben, jedoch nicht durch die Hand der Islamisten, sondern an Erschöpfung. Die Nachricht, dass beide Geiselngetötet wurden, soll eine Falschmeldung von Trittbrettfahrern gewesen sein.
Die Bemühungen um die Freilassung des anderen Deutschen, der zusammen mit seinem Kollegen und 23 anderen Mitarbeitern einer Baufirma entführt wurde, gehen unterdessen weiter. Der Forderung,die Bundeswehr aus Afghanistan abzuziehen, werde aber auf keinen Fall erfüllt, so der Krisenstab aus Berlin.
„Manchmal macht man in solchen Situationen die bedrückende Erfahrung, dass dem eigenen Handeln Grenzen gesetzt sind“, so Außenminister Steinmeier. „Wir sind in dieser Stunde vereint in Trauer mit den Angehörigen und Freunden.“
Er selbst steht in ständigem Kontakt mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Wie alle Bundeskanzler wurde auch Merkel schon zu Beginn ihrer Amtszeit auf diese Situationen vorbereitet. Mittlerweilewurde sie mehrfach mit Geiselnahmen konfrontiert, meist mit politischem Hintergrund.
Taliban meldet Erschießung beider deutscher Geiseln
Die Taliban hat nach eigenen Angaben beide deutsche Geiseln, die am Mittwoch entführt worden waren, hingerichtet. Da die deutsche Bundesregierung der Forderung eines Truppenabzugs nichtnachkam, habe man beide Geiseln innerhalb einer Stunde erschossen, teilte ein Sprecher der Taliban westlichen Medien mit. Das Außenministerium konnte dies noch nicht bestätigen.
Ein Sprecher der Taliban wandte sich am Vormittag mehrere Male an westliche Medien. „Ich habe die Information bekommen, dass sie um 12.05 Uhr (lokaler Zeit) eine der Geiselnerschossen haben und die zweite um 13 Uhr getötet werden soll“, so Taliban-Sprecher Kari Jussef Ahmadi. Gegen elf Uhr (MEZ) meldete sich der Sprecher dann erneut: „DieMudschaheddin haben vor zehn Minuten auch die zweite deutsche Geisel erschossen.“
„Die Deutschen haben nicht gesagt, dass sie ihre Truppen aus Afghanistan abziehen wollen“, sagte Jussef Ahmadi. Darum hätten „die hohen Kommandeure derTaliban“ die Hinrichtung beschlossen. In Kürze soll nun auch über das Schicksal der ebenfalls entführten Afghanen und der 18 Südkoreaner entschieden werden.
Das Außenministerium erklärte, man habe keine wirklichen Hinweise, dass sich die beiden Entführten in den Händen der Taliban befinden. „Wir haben diejüngsten Äußerungen des sogenannten Sprechers der Taliban zur Kenntnis genommen“, so der Sprecher des Auswärtigen Amtes. „Ich halte fest: Bislang haben wirkeine belastbaren Hinweise, dass die beiden entführten Deutschen in der Gewalt der Taliban sind.“ Momentan bemüht man sich im Krisenstab, unabhängige Nachrichten aus dem Landzu bekommen. Man werde die Tötung erst bestätigen können, wenn man die beiden Leichen der Männer gefunden habe.
Die Taliban hatten der Bundesregierung eine Frist bis Samstagmorgen halb zehn (MEZ) gesetzt, um die Bundeswehr aus Afghanistan abzuziehen. Die Bundeskanzlerin hatte die Forderungen der Talibanzurückgewiesen: „Wir dürfen jetzt nicht mit unseren Anstrengungen nachlassen. Das afghanische Volk darf nicht im Stich gelassen werden.“ Gleichzeitig sprach sie sichfür eine Fortsetzung des Einsatzes aus: „Ich werde für die Verlängerung der Mandate werben.“ Im Herbst muss der Bundestag über eine Verlängerung desAfghanistan Einsatzes entscheiden.
Quelle: Spiegel online
Quelle: Stern online