Mit Essstäbchen gegen die Ölpest

Das Desaster in Mexiko im Hinterkopf, spielt sich an der Küste der nördlich von Peking gelegenen Hafenstadt Dalian ein ähnlich schreckliches Szenario ab. Dort explodierten vor einem Monat zwei Ölpipelines und verseuchten das Gebiet. Auch wenn die chinesische Regierung das Problem als gelöst sieht, geht der Kampf gegen das Öl weiter.

Der einfache Bürger gegen das Öl

Zwar ist sich das chinesische Staatsfernsehen einig, dass die Katastrophe nicht annähernd so verheerend ist, wie selbige am Golf von Mexiko, doch die Art und Weise, mit der das Problem angegangen wird, ist dafür umso schrecklicher. So versuchen circa tausend Fischerboote die Wassersituation zu verbessern, an Land werden aus Mangel an ausgebildeten Krisenhelfern sogar Frauen und Rentner eingesetzt, um Herr der Lage zu werden. Diese versuchen meist, mit einfachen Mitteln, wie Essstäbchen und Eimern, das Öl aus dem verseuchten Territorium zu fischen – oft sogar ohne Schutzkleidung.

Das Glück des kleinen Mannes

Diese menschenunwürdige Arbeit ist dennoch meist lukrativer, als der sonstige Erwerb. Auch wenn viele Fischer ihr Fischerboot, welches ihr Überleben nur durch den Fischfang sichert, nach dem Sondereinsatz im öligen Meer in einem unbenutzbaren Zustand an der Küste einmotten können, wird ihnen vom Staat als Entschädigung ein komplett neues Boot zugesichert. Demnach ein guter Tausch, auch wenn selbstverständlich fraglich ist, ob und wann in diesem Gebiet je wieder Muscheln gefischt werden können, wie es einst der Fall war. Demnach ist dieser Kampf gegen das Öl gleichzeitig ein Kampf ums Überleben in der eigenen, vom Öl verklebten Existenz.


Arbeit am Hafen wieder aufgenommen

Doch nicht nur der kleine Fischer, sondern auch die große Supermacht an sich kämpft weiter. Ohne Rücksicht auf Verluste wurde am 16.7, wenige Tage nach der Katastrophe, bestätigt, dass das Leck an den Pipelines, das beim Entladen eines Supertankers entstand und für die Ölpest sorgte, schon wieder geflickt sei und auch bald wieder in den Einsatz komme. Die Entwicklung steht nicht still, der Fortschritt muss weiter gehen – im Austausch gegen Natur und Mensch. Und was zum Denken anregen sollte: Der Betreiber des Hafens, Asiens größter Ölkonzern China National Petrolium (CNPC), ist als möglicher Käufer von BP im Gespräch…

Quellen: Spiegel.de | Faz.net

Bilder:
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