Putin wirft den USA neues Wettrüsten vor

Der russische Präsident Wladimir Putin nahm Stellung zu den russischenRaketentests und beschrieb die Tests als eine direkte Reaktion auf die amerikanischen Raketenabwehrpläne.

Der Raketenstreit könnte nun auf dem kommenden G8-Gipfel für Gesprächsstoff sorgen.
Angst vor einem neuen Kalten Krieg scheint zur Stunde mehr als berechtigt. Russland sieht sich durch die US-Raketenabwehrpläne für Mitteleuropa unlegitim behandelt und reagierte am Dienstagmit Tests für eine neue Interkontinentalrakete mit atomar bestückbaren Mehrfachsprengköpfen sowie eine neue Kurzstreckenrakete.

Nicht wir sind die Initiatoren eines neuen Wettrüstens„, so Putin. Der russische Präsident warf den USA ein neues Wettrüsten vor, beteuerte jedoch, dass dieRaketentests keine aggressive Reaktion darstellen. „Das ist keine aggressive Handlung unsererseits, sondern nur eine Antwort auf die ziemlich harten und durch nichts zurechtfertigenden einseitigen Handlungen unserer Partner„, so der russische Präsident weiter.

Das nächste Aufeinandertreffen der beiden Staatschefs Wladimir Putin und US-Präsident George W. Bush beim G8-Gipfel in Heiligendamm könnte zu einer ersten offenen Diskussionführen. Auch der Kreml räumte ein, dass Präsident Putin die Thematik dort aufführen könnte. „Vielleicht werden diese Fragen angeschnitten. Aber es gibt auchsehr viele andere Themen auf der Tagesordnung„, so der russische G8-Beauftragte Igor Schuwalow.

Auch im Gespräch mit dem griechischen Präsidenten Karolos Papoulias hielt Putin an seinem Standpunkt offen fest. Russland allein halte sich an die Abmachungen, was schlicht nicht seindürfe. „Ein neuer Militärstützpunkt in Bulgarien, noch einer in Rumänien, ein Raketenstandort in Polen, ein Radar in Tschechien, was sollen wir tun?„, soPutin.

Die von Russland getestete Rakete vom Typ RS-24 sorgte bei westlichen Expertenfür eine Überraschung. Die Entwicklung der Rakete blieb völlig unbemerkt vom Ausland, obwohl der Raketentest gezeigt hat, dass die Rakete ihr Ziel über 6.500 Kilometer zielgenautreffen kann.

Nach Angaben des für Militärfragen zuständigen Vize-Regierungschefs Sergej Iwanow ist die Interkontinentalrakete nur schwer abzufangen und in der Lage im Ernstfall jede gegnerischeAbwehr zu überwinden.

Die Interkontinentalrakete vom Typ RS-24 war am besagten Dienstag jedoch nicht die einzige Testrakete. Es wurde zudem mit Tests einer neuen Kurzstreckenrakete vom Typ „Iskander-M“ begonnen.

Unsere Nachbarn im Süden und Osten statten sich mit Raketen von kurzer und mittlerer Reichweite aus. Das ist für uns eine reale Bedrohung„, so Iwanow zu den Tests.Somit sei die „Anschaffung neuester Präzisionswaffen“ gerechtfertigt. Ob die Bedrohung von Iran, Nordkorea oder auch China ausgehe, wurde jedoch nicht bekanntgegeben.

Stimmen gegen die US-Raketenabwehrpläne wurden zudem in Tschechien laut. Etwa 61 Prozent der tschechischen Bevölkerung sprachen sich gegen die Stationierung einer US-Radaranlage aus.

Russland ist nicht militärisch gefährdet, sondern sieht bloß seine wiedergefundenen Machtambitionen bedroht„, so der tschechische Ministerpräsident MirekTopolanek, welcher die jüngste Putin-Kritik zurückwies.

Wir sind zum Dialog mit Moskau bereit, entscheiden aber über innere Angelegenheiten wie die mögliche Stationierung eines Radars allein. Wir möchten nicht mehr zumrussischen Einflussgebiet gehören, in dem man Moskau für alles um Erlaubnis fragen muss„, so Topolanek.

US-Präsident George W. Bush besucht die tschechische Hauptstadt bereits kommenden Dienstag um Tschechien die amerikanischen Pläne näherzubringen.

Quelle: N24 online

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