Weniger Straftaten bei steigender Gewaltkriminalität

Laut der aktuellen Kriminalitätsstatistik geht die Anzahl der inDeutschland verübten Straftaten weiterhin zurück. Entgegen diesem Trend steigt jedoch die Gewaltkriminalität fortlaufend an. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble sprach sichtrotz steigender Aufklärungsquote für mehr Befugnisse für die Polizei aus.

Im Jahre 2006 wurden bundesweit etwa 6,3 Millionen Straftaten registriert. Verglichen mit der Kriminalitätsstatistik von 2005 ging die Anzahl der Straftaten um 1,4 Prozent zurück. Mit einerAufklärungsquote von 55,4 Prozent der registrierten Verbrechen erreichte die Bundesrepublik im letzten Jahr den höchsten Aufklärungswert seit knapp 20 Jahren.

Die Ordnungshüter müssen sich jedoch unter anderem mit fortschreitender Technik immer mehr Herausforderungen stellen. So verweist auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble auf die Internetkriminalität, welche vor 20 Jahren noch keine Rolle gespielt habe. Mehr Befugnisse für die Polizei sind somit im Gespräch, da sich die „Formen der Tatbegehung“ stets ändern.

Um auf diese neuen Formen der Tatbegehung eingehen zu können, seien neue Mittel und Möglichkeiten der Verbrechensbekämpfung unumgänglich. Die aktuelle Statistik zeige jedoch auch, dass Deutschland weiterhin eines der sichersten Länder der Welt sei.

Auf der anderen Seite jedoch ist ein Anstieg an Gewaltkriminalität in Deutschland zu erkennen. Vor allem bei Jugendlichen steigt die Zahl der Gewaltverbrechen. Im Jahre 2006 wurden etwas mehr als 215.000 Gewaltverbrechen registriert. Im Jahresvergleich zu 2005 bedeutet dies einen Anstieg von 1,2 Prozent. Schwere Körperverletzung sowie Mord und Totschlag gehören zu den vermehrt auftretenden Gewaltverbrechen in Deutschland.

Um dem Anstieg an Jugendgewalt entgegenzuwirken, bedarf es laut Schäuble einer Gesamtstrategie. Verantwortliche aus Schulen, sowie Städte- und Familienpolitiker müssten sich an der Bekämpfung der Jugendgewalt beteiligen. Wie diese neue Bekämpfung von Jugendgewalt im Einzelnen aussehen soll, wurde nicht bekanntgegeben.

Im Anstieg der registrierten Gewaltdelikte sei jedoch nicht zwangsläufig ein Anstieg an tatsächlich verübten Staftaten zu sehen. Die Bevölkerung sei zunehmend bereit, Gewaltverbrechen auch tatsächlich anzuzeigen.

Auffällig ist ein Rückgang der nichtdeutschen Tatverdächtigen. Im Vergleich zum Jahre 2005 ist eine Reduktion von 3,2 Prozent festzustellen. Bundesinnenminister Schäuble führt diesen Rückgang auf das geänderte Asyl- und Flüchtlingsrecht und bundesweite Integrationsbemühungen zurück.

Die hohe Leistungsbereitschaft und ungebrochene Motivation der Polizeibeschäftigten produzieren den Glanz des Erfolges, in dem sich die Politik so gerne sonnt„, so Konrad Freiberg, Vorsitzender der Gewerkschaft der Polizei, welche der aktuellen Statistik eher kritisch gegenübersteht. Im Gegensatz zur Leistung der Polizei stünde der zunehmende Sozial- und Personalabbau.

Wir glauben, dass die Verrohung auch damit einher geht, dass das Verhältnis zur Unversehrtheit des Menschen, zur Gesundheit, zum Leben ein anderes geworden ist als in der Vergangenheit„, sagte Wolfgang Speck, Bundesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. Demnach seien die häufigen Forderungen nach schärferen Gesetzen ferner jeder sachlichen Grundlage.

Quelle: Stern online

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