Der erzwungene Rückzieher des Günther Oettinger

Seine Trauerrede über den kürzlich verstorbenen ehemaligenMinisterpräsidenten Hans Filbinger wird Günther Oettinger (CDU) wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Nachdem es massenweise Proteste hagelte und Oettinger zuerst zu seinen Aussagen stand,hat er sich nun inzwischen von diesen distanziert. Doch aus freien Schritten war der Rückzieher sicherlich nicht.

„Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil:Er war ein Gegner des NS-Regimes. […] Es gibt kein Urteil von Hans Filbinger, durch das ein Mensch sein Leben verloren hätte.“ Als dieses Zitat aus dem Munde desBaden-Württembergischen Ministerpräsidenten vor wenigen Tagen durch die Medien ging, war dire Empörung groß. Nicht nur der Zentralrat der Juden, auch Historiker und bekanntePersönlichkeiten sowie Politiker aus allen großen Parteien äußerten teils harsche Kritik.

Trotz der heftigen Kritik bekräftigte Oettinger am Tag darauf seine Aussage – „Meine Rede bleibt so stehen“ – und erhielt dafür Lob vom Landesgruppenchef GeorgBrunnhuber der CDU in Baden-Würtemberg. Doch die Kritik hielt weiter an, und als sich schließlich sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel und die katholische Kirche kritisch zu Wort meldeten,war es wohl auch Oettinger klar, dass das Thema noch nicht vom Tisch war.

Nachdem dann kürzlich erst ein kleiner Rückzug erfolgte, hat Oettinger nun seine Rede so gut wie komplett zurückgezogen. „Ansonsten halte ich meine Formulierung nichtaufrecht, sondern distanziere mich davon“, so Oettinger. Gestern besprach er sein Dementi mit dem Zentralrat der Juden, der sich zufrieden zeigte und als „Gegenleistung“ dieRücktrittsforderung zurücknahm. Uneinig blieb man aber über die Weiterführung des Studienzentrum Weikersheim, das von Kritikern als Heimat der so genannten „Neuen Rechten“ gesehenwird. Oettinger kündigte allerdings an, seine dortige Mitgliedschaft vorerst auszusetzen.

Quellen: Frankfurter Rundschau Online | SWR Online | Homburger Abendblatt Online

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