Der RauteMusik Wochenrückblick 10/07

Es ist der 11. März 2007. Wieder verging eine Woche wie im Fluge undRauteMusik hat für euch die wichtigsten Themen der Woche zusammengefasst.


In Kambodscha sind zwei Deutsche im Alter von 42 und 61 Jahren wegen Kindesmissbrauchs zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Die Polizei verhaftete den 61-jährigen Berliner, nachdem erbeobachtet wurde, wie er mehrere Mädchen im Alter von zehn bis 14 Jahren in seine Wohnung mitgenomen hatte. In dem Verfahren machte der Richter deutlich, dass man nicht glauben darf, in einemarmen Land wie Kambodscha machen zu können, was man wolle. Insgesamt müssen die beiden Männer für 40 Jahre ins Gefängnis. Mit den beiden Männern waren noch die Muttereines der Kinder und ein vietnamesisches Ehepaar angeklagt, welches die Mädchen vermittelt haben soll. Die Mutter muss nun für 15 Jahre und das Ehepaar jeweils für 17 Jahre hinterGittern.

Einstürzende Gebäude und Panik auf den Straßen: In Indonesien kamen vergangene Woche bei zwei schweren Erdbeben auf der Insel Sumatra mindestens 82 Menschen ums Leben. Tausende wurden verletzt. Unter den Trümmern vermuten die Einsatzkräfte jedoch noch weitere Opfer. „Wir sind noch dabei, Opfer zu bergen, aber viele Straßen sind nicht befahrbar“, sagte der Gouverneur von West-Sumatra, Gamawan Fauzi. Strom- und Telefonleitungen sind unterbrochen, Straßen unpassierbar. Tausende Menschen harrten die Nächte im Freien aus, aus Angst in ihre zum Teil beschädigten Häuser zurückzukehren. Die beiden Beben waren noch in einem Umkreis von 400 km zu spüren. Nach Angaben der zuständigen Behörden hatte das erste eine Stärke von 6,3 auf der Richterskala. Das zweite Beben folgte zwei Stunden später mit einer Stärke von 6,1.

„Indonesien liegt in einer stark erdbebengefährdeten Zone, dem Pazifischen Feuerring. Dieser Gürtel besteht größtenteils aus einer Reihe von Inselbögen wie den Aleuten, den Kurilen und dem indonesischen Archipel. Er verläuft von Chile über Nord-Alaska und Japan bis Südostasien und zu den Pazifischen Inseln. In der Region befinden sich rund vierzig Prozent aller noch aktiven Vulkane.“ (Quelle: Spiegel Online) Zusätzlich treffen in dieser Region auch noch die Indisch-Australische Platte und die Pazifische Platte aufeinander, was die Region besonders gefährdet. Im Jahre 2004 ereignete sich das bisher schlimmste Beben in der Region. Nach einem Seebeben der Stärke 9,3 tötete der darauffolgende Tsunami am zweiten Weihnachtsfeiertag mindestens 220.000 Menschen.

Als ob das Erdbeben nicht ausgereicht hätte: Auf der indonesischen InselJava ereignete sich zudem noch ein Flugzeugunglück mit etlichen Toten. Die Maschine der staatlichen Fluggesellschaft Garuda war kurz nach der Landung in Flammen aufgegangen und über dieLandebahn hinaus geschossen. Die Behörden gehen bislang von einem Unfall aus. Offenbar war das Flugzeug auf der schlechten Landebahn zu hart aufgesetzt, wodurch Teile der Maschine in Brandgerieten. Überlebende berichteten von Explosionen und Rauch an Bord. An Bord der Boeing 737-400 befanden sich 133 Passagieren und sieben Crew-Mitglieder. Zu der Anzahl an Toten und Verletztengab es nur widersprüchliche Informationen. Während ein Behördensprecher sagte, es seien 49 Menschen gestorben, hieß es von der betroffenen Fluggesellschaft, es gebe nur 22 Tote.An Bord befanden sich nach Angaben australischer Behörden auch zahlreiche australische Diplomaten, Regierungsvertreter und Journalisten. Sie begleiteten den australischen AußenministerAlexander Downer auf seiner Indonesien-Reise. Der Minister selbst war jedoch nicht an Bord der Maschine. Die Behörden wollen nun klären, ob es tatsächlich ein Unfall war oder ob dasUnglück das Werk von Saboteuren war.

Im US-Bundesstaat Indiana hat ein Familienvater nach einem Streit seineachtjährige Tochter entführt und war mit ihr an Bord eines Flugzeuges in das Haus seiner einstigen Schwiegermutter geflogen. Vater und Tochter kamen dabei ums Leben. Die von ihrem Manngetrennt lebende Frau hatte das Mädchen bei der Polizei als vermisst gemeldet, als der Vater das Kind nicht wie vereinbart nach dem Urlaub wieder zur Schule gebracht hatte. Zu diesem Zeitpunktwar das Flugzeug mit ihrer Tochter an Bord aber bereits in das Haus ihrer Mutter gestürzt. Nach Polizeiangaben hatte der Vater das Flugzeug gemietet und seine Tochter auf dem Passagiersitzfestgeschnallt. Augenzeugenberichten zufolge deutet alles auf einen absichtlichen Absturz hin. „Es zieht sich einem der Magen zusammen, wenn man sich vorstellt, was das Kindunmittelbar vor dem Absturz durchgemacht haben muss“, sagte der Polizeibeamte Dave Bursten. Die Schwiegermutter, die sich während des Absturzes in ihrem Haus aufhielt, kam mit demSchrecken davon. Der 47-jährige Mann hinterlies keinen Abschiedsbrief. Wie es zu dieser Tragödie kommen konnte, muss nun die Polizei herausfinden.

Der deutsche Bundestag beschloss letzte Woche, die Friedenstruppen in Afghanistanmit Luftaufklärung zu unterstützten. Das Thema, das im Vorfeld für viel Gesprächsstoff und zahlreiche – zum Teil hitzige – Debatten geführt hatte, kam erstaunlich glatt durchden Bundestag. 405 von 573 Abgeordneten stimmten dem Einsatz von sechs Bundeswehr Tornados in Afghanistan zu. Nur elf Abgeordnete enthielten sich. Der meiste Protest kam aus den Reihen derLinksfraktion. Während der Debatte sorgten sie zudem für einen Eklat. Während einer Rede erhoben sie sich und präsentierten Schilder auf denen zu lesen stand, was eine aktuelleUmfrage zum Tornado-Einsatz ergeben hatte: „77 Prozent sagen Nein – wir auch!“ Im darauffolgenden kam es zu Tumulten und Wortgefechten. Als die Politiker der Aufforderung, dieSchilder niederzulegen, nicht nachkamen, wurden sie des Saales verwiesen. „Es gibt bei uns kein Hurra“, so fasste FDP-Außenpolitiker Werner Hoyer die Stimmung derLiberalen nach der Entscheidung zusammen. Deutschland müsse jetzt aufpassen, dass „wir nicht weiter in etwas hineingezogen werden, das wir nicht kontrollierenkönnen.“ Zwei CDU / CSU Politiker reichten unmittelbar nach der Abstimmung beim Bundesverfassungsgericht Klage wegen völkerrechtlicher Bedenken ein. Wenn alles nach Planverläuft, dann sollen die sechs Flugzeuge bereits ab Mitte April nach Afghanistan verlegt werden. Am Samstag tauchte dann im Internet ein Video auf, in dem radikale Islamisten Deutschland undÖsterreich vor Anschlägen warnen, falls sie ihr Engagement in Afghanistan nicht aufgeben.

Beim EU-Klimagipfel gab es einen Durchbruch. Die EU will Weltmeister im Klimaschutzwerden und damit auch die USA und China mit ins Boot holen. Bis 2020 will man die CO2 Emissionen um 20 Prozent senken und 20 Prozent der benötigten Energie durch regenerative Energienbereitstellen. Merkel liegt also nicht falsch, wenn sie von einem „qualitativen Durchbruch“ und einer „neuen Dimension der europäischenKooperation“ spricht. Doch die Probleme fangen jetzt erst an. Der EU-Rat hat bisher nur ein vages Ziel formuliert. Es liegt jetzt in der Hand der EU-Kommission mit jedem MitgliedsstaatVerhandlungen über seine Treibhausgase und seinen Energiemix zu führen. Letzten Endes müssen die 20 Prozent bis 2020 stehen. Wer aber wie viel dazu beiträgt oder auch nicht, dassteht noch in den Sternen. Auch Deutschland wird bei diesen Verhandlungen um jedes Prozent CO2 Emissionen und erneuerbare Energien kämpfen, denn die Wirtschaftslobby hat keine große Lustauf Klimaschutz.

Nicht untergehen sollte diese Woche der Beschluss des Bundestages zumRenteneintrittsalter. Ja, es wurde auf 67 Jahre angehoben. Langfristig soll damit der Anstieg des Rentenbeitrags gedämpft werden. Ab 2012 soll das Renteneintrittsalter bis 2029 schrittweise auf67 angehoben werden. Nach 35 Beitragsjahren kann man zwar wie bisher auch schon mit 65 in Rente gehen, allerdings dann mit hohen Einbusen. Im gleichen Zug beschloss der Bundestag ein Gesetz zurweiteren Umsetzung der Initiative 50plus. Das Programm soll die Beschäftigungschancen für ältere Menschen verbessern. Bei beiden Entschlüssen muss der Bundestag noch zustimmen.Inzwischen haben bereits erste Politiker Bundespräsident Köhler aufgefordert, seine Unterschrift unter das Gesetz zur Erhebung des Renteneintrittsalters zu verweigern.

Deutschland will zukünftig mehr für die weltweite Bekämpfung von AIDS tun.Dafür soll nun der jährliche Etat um ein Drittel aufgestockt werden. Damit erfüllt Deutschland zwar die internationalen Erwartungen, aber das war es dann auch schon. Mit dem neuenAktionsplan, den die Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und die Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD) in Berlin vorstellten, wird verstärkt auf Präventiongesetzt. Dabei sollen nun vor allem Migranten auf die Gefahren von AIDS aufmerksam gemacht werden. Sie sind nach Schwulen die zweitgefährdetste Gruppe. Im Klartext bedeutet das mehrBroschüren in den gängigen Sprachen von Migranten, mehr Piktogramme in den Heften und eine stärkere Zusammenarbeit mit Organisationen aus der Zivilgesellschaft. Mehr Präventionist auch das Ziel auf internationaler Ebene. So sollen rund 100 Millionen Euro in die weltweite Bekämpfung von AIDS gesteckt werden. Ute Koczy, Entwicklungspolitische Sprecherin der Grünen,bewertet diese Investition als gerade ausreichend: „Deutschland ist damit an einer Blamage vorbeigeschrammt. Wir sind genau da, wo wir aufgrund unserer Leistungsfähigkeit seinmüssen, aber mehr auch nicht.“ Und das obwohl sowohl in Deutschland als auch in anderen Ländern die Anzahl an Neuerkrankungen im Vergleich zu vor fünf Jahren um teilweise bis zu70 Prozent zugenommen hat (in Deutschland etwa 50 Prozent).

Das war die zehnte Woche des Jahres 2007.
Die RauteMusik-Redaktion wünscht euch einen guten Wochenstart!

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