Der Rautemusik Wochenrückblick 09/07

Es ist der 4. März 2007. Wieder verging eine Woche wie im Fluge undRauteMusik hat für euch die wichtigsten Themen der Woche zusammengefasst.


Mondfinsternis inEuropa

In ungewöhnlichen Farben präsentierte sich der Mond am frühen Sonntagmorgen in weiten Teilen des europäischen Nachthimmels. Allerdings versperrten vielerorts Wolken die Sicht aufdie totale Mondfinsternis. In Deutschland konnte man das Schauspiel nur vereinzelt im Westen und im Süden bewundern.

Der Mond tauchte um 22:30 Uhr in den Schatten der Erde ein, von 23:44 bis 0:58 Uhr kam es dann zu einer totalen Mondfinsternis. In Italien, England und Israel konnte man das Schauspiel dagegen beiklarem Himmel bewundern. Über eine Stunde hing der Mond dort als rote Kugel am nächtlichen Sternenhimmel. Tausende Menschen hatten sich auf öffentlichen Plätzen versammelt,angezogen von der Magie des Augenblickes.

Dass der Erdtrabant zu sehen war, obwohl er sich im Kernschatten der Erde befand, hängt mit der irdischen Lufthülle zusammen. Diese bricht die einfallenden Sonnenstrahlen und lenkt vorallem den roten Anteil in den Schatten. Je nach Verschmutzung der Atmosphäre schimmert der verfinsterte Mond daher dunkelgrau bis kupferrot. Für alle, die das Spektakel, das um 2:12 Uhrendete, nicht verfolgen konnten, haben wir eine Lösung. Die Vereinigung der Sternfreunde www.vds-astro.de hat auf ihrer Homepage eine ganze Serie der Mondfinsternis hochgeladen. Zusätzlichhaben noch Hobbyfotografen aus ganz Deutschland ihre schönsten Schnappschüsse des Ereignisses hochgeladen. Die nächste totale Mondfinsternis wird es im Übrigen erst wieder inknapp einem Jahr zu bewundern geben. In den frühen Morgenstunden des 21. Februar 2008 wird der Mond erneut in den Kernschatten der Erde eintauchen – dann hoffentlich bei besserem Wetter.

Erdrutsch in Indonesien

Ein Erdrutsch in Indonesien hat am Samstag mindestens 40 Menschenleben gefordert. Tagelang hatte es geregnet, dann löste sich die Erde im Osten von Indonesien. Nach Angaben der Behördensind etliche Straßen durch die Erdrutsche verschüttet worden, so dass die Helfer Probleme haben, in die betroffenen Gebiete vorzudringen. In den Bezirken Cibal und Lambaleda seieninzwischen 40 Leichen geborgen worden. Mindestens 30 weitere Menschen werden noch vermisst, teilte der Leiter der Rettungsarbeiten mit.

Freiwillige Helfer bemühen sich, noch Überlebende zu finden. „Eine Rettungsmannschaft gräbt auf der Suche nach Überlebenden, aber wir haben wegen des schlechten Wetters und desschweren Regens Probleme“, sagte ein Regierungssprecher. Indonesien ist dieses Jahr von besonders starken Monsunen schwer betroffen. Alleine bei Überschwemmungen in der Hauptstadt Jakarta undihrer Umgebung sind etliche Menschen gestorben. Mehrere hunderttausend weitere mussten ihre Häuser verlassen. In der Region drohen immer noch Seuchen und Krankheiten.

Bankraub mit Geiselnahme

Ein Banküberfall mit Geiselnahme sorgte in Österreich für Aufsehen.Nicht nur, dass ein Reporter mit dem Geiselnehmer per Telefon ein Interview führte und sich dieser darin über abgesperrte Toiletten beschwerte, sondern auch die Anwohner, die den Ort desGeschehenes mit Musik beschallten, machten der Polizei zu schaffen.

„Jetzt passen Sie mal auf, Sie Märchenprinz. Ich habe weder Zigaretten bekommen noch sonst irgendwas. Und jetzt muss ich noch einmal anrufen, damit wir endlich aufs Klo gehenkönnen. Das Klo ist nämlich abgeschlossen“, so die Worte des Bankräubers zu einem Journalisten am Telefon. Zu allem Überfluss sorgten die Anwohner der belebten WienerStraße für den richtigen Soundtrack. Laut einer österreichischen Zeitung stellten sie ihre Lautsprecherboxen an die Fenster und beschallten den Tatort mit einen der größtenHits der aus Österreich stammenden „Ersten Allgemeinen Verunsicherung: „Ba- Ba- Banküberfall“.

Der Polizei ging das dann aber doch entschieden zu weit. Nach kurzer Intervention war wenigstens die Musik aus. Nicht verhindern konnte sie jedoch, dass ein Journalist in der Bank anrief und mit demGeiselnehmer plauderte. Die Aufzeichnung des Gesprächs findet sich im Internet bei Youtube. Wie das Tonbanddorthin gelangte, ist noch völlig unklar. Die wohl kurioseste Geiselnahme endete gewaltlos. Offenbar entnervt gab der Geiselnehmer nach einigen Stunden auf und stellte sich der Polizei.

USA von Tornados heimgesucht

Bei einer Serie von Tornados sind vergangene Woche in Alabama und Missouri etliche Menschen ums Leben gekommen. Am schlimmsten betroffen war die Region um Enterprise/Washington.

Der Gouverneur von Alabama rief den Notstand aus und schickte die Nationalgarde in die Region. Insgesamt kamen mindestens 17 Menschen ums Leben. Die Zahl war mehrfach zuerst nach unten, dann wiedernach oben korrigiert worden. Unter den Opfern sollen auch Kinder sein, sie kamen ums Leben, als ein Schuldach einstürzte. Dank rechtzeitiger Warnungen konnte Schlimmeres verhindert werden.Trotzdem mussten etliche Straßen teilweise auf einer Länge von mehreren hundert Kilometern gesperrt werden. In Chicago wurden am internationalen Flughafen O’Hare mehr als 400 Flügeabgesagt. Präsident Busch drückte den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Gleichzeitig bot er der Region Hilfe an.

Nach Kindermord wieder neue Diskussionen
Während sich der mutmaßliche Mörder des kleinen Mitja in Schweigenhüllt, fordern Politiker nun schärfere Gesetze für solche Straftaten – und geraten wieder einmal in Streit.. „Der Verdächtige hat angegeben, von seinemAussageverweigerungsrecht Gebrauch zu machen“, sagte ein Sprecher der Leipziger Polizei am Donnerstagabend. Inzwischen sei ihm der Haftbefehl ins Krankenhaus zugestellt worden.

Nach seinem Suizidversuch, kurz vor seiner Verhaftung am Donnerstagabend, wird Uwe K. nun rund um die Uhr von der Polizei bewacht. Der 43-Jährige ist bereits wegen Sexualstraftaten mehrfachvorbestraft. Nicht zu Unrecht fordern Politiker nun wieder einmal, solche Menschen länger wegzusperren. Brigitte Zypries (SPD) kündigte im MDR eine zügige Verabschiedung der geplantenGesetzesreformen an. Sie sei zuversichtlich, dass der Entwurf, über den seit einem Jahr diskutiert wird, nun innerhalb der nächsten Wochen zügig verabschiedet werden könne. Andere Vorschläge, solche Täter für immer wegzuschließen, stoßen auf Widerspruch. Resozialisierung im besten Sinne statt lebenslanger Haft, so die Forderung. Auch einländerübergreifendes Täterregister ist im Gespräch. Warum es so etwas bisher noch nicht gibt, ist schleierhaft. Allerdings wird der Vorschlag der CDU, einen „Online-Pranger“einzuführen, zurückgewiesen. Die Politik hat wieder jeder Menge toller Ideen, warum aber schaffen es unsere Politiker dann nicht, diese in einem kurzen Zeitraum umzusetzen?

Lehrerin verletzt Schüler schwer
Weil ihr ein Schüler zu laut war, hat ihm eine Lehrerin in Mailand fast die Zunge abgeschnitten. Der Junge musste sich in einem Krankenhaus die Zunge nähen lassen. „Los,streck die Zunge raus, damit ich sie Dir abschneiden kann“, habe die 22-jährige Lehrerin den Jungen angeschrieen. Dann habe sie die Zunge so schwer verletzt, dass der Junge insKrankenhaus musste. Die Erzieherin meinte später,es habe sich lediglich um ein Spiel gehandelt. Als aus dem Spiel aber blutiger Ernst wurde, habe sie den Jungen aufgefordert, den Eltern janichts zu erzählen. Er sollte sagen, dass er sich die Verletzungen selber zugefügt habe. Nun hat der Junge berechtigterweise Angst, wieder in die Schule zu gehen. Die Lehrerin wurde sofortvom Dienst suspendiert.

Krawalle in Kopenhagen

Die Räumung eines Jugendzentrums in Kopenhagen hat für Unmut unterlinksgerichteten Gruppen gesorgt. Das Ergebnis waren Jugendkrawallen, die die Stadt drei Tage lang in Atem hielt. Auch in anderen Städten gab es aus „Mitgefühl“ Krawallen.

Die Polizei in Kopenhagen ging massiv gegen die Unruhestifter vor. Insgesamt wurden 700 Personen verhaftet. Die Räumung war von der Stadt angeordnet worden. Das Jugendzentrum „Ungdomshuset“ warmehr als 20 Jahre mit Duldung der Stadt Anlaufstelle der alternativen Szene. Dann wurde es von einer christlichen Sekte gekauft, die einen Gerichtsbeschluss zur Räumung des Gebäudesdurchsetzte.

Eine Protestkundgebung mit mehr als tausend Teilnehmern mündete in stundenlange Straßenschlachten mit der Polizei. Unter den Festgenommenen waren auch etwa 100 Nichtdänen. Im Zuge derKrawallen wurde auch die Zentrale der Sozialdemokraten besetzt. Die Autonomen begründeten die Besetzung der Parteizentrale damit, dass die Partei von Oberbürgermeisterin Ritt Bjerregaarddie Räumung des Jugendzentrums „Ungdomshuset“ zu verantworten habe.

Streit um Familienpolitik geht weiter
In der Diskussion um eine neue Familienpolitik wird der Ton innerhalb dergroßen Koalition zunehmend schärfer. Vizekanzler Müntefering setzte der Union jetzt ein Ultimatum. Der Streit solle binnen vier Wochen beigelegt sein und ein Konzept stehen. Allesandere sei unseriös, so Müntefering. Zugleich kritisierte er Bayerns Ministerpräsidenten Stoiber, der den Vorschlag einbrachte, zusätzliche Krippenplätze über dieMehrwertsteuer zu finanzieren.

„Ich könnte mir vorstellen, dass der Bund zeitlich befristet bis zum Jahr 2010 einen halben Mehrwertsteuerpunkt zweckgebunden für diese gesellschaftliche Aufgabe zurVerfügung stellt. Das sind dann gut drei Milliarden Euro“, so Stoiber. Damit wäre der komplette Betreuungsbedarf junger Familien bis 2010 abgedeckt. Der Augsburger Bischof Mixtabekräftigte seine Aussagen zur staatlichen Kinderbetreuung. In einer Kolumne für die Nachrichtenagentur ddp schrieb er, dass wenn in einer Wohlstandsgesellschaft junge Mütter ihrekleinen Kinder in „staatliche Fremdbetreuung“ geben müssten, um selbst wirtschaftlich überleben zu können, sei dass „das Gegenteil einer humanenFamilienpolitik“. Es scheint so zu sein, dass sich die große Koalition nicht so schnell auf einen gemeinsamen Kurs einigen wird. Immerhin über 71 Prozent der Deutschenbefürworten laut einer Umfrage des „Politbarometers“ die Pläne der Familienministerin.


Ranghoher Taliban festgenommen

In Pakistan konnte letzte Woche der Top drei der Taliban festgenommen werden. Mullah Obaidullah Achund wurde am Montagabend in der Provinzhauptstadt Quetta zusammen mit weiteren Talibankämpfernfestgenommen. Dies sei allerdings nicht auf Druck der USA geschehen, wie aus internen Quellen verlautet wurde.

Trotzdem entbindet diese Verhaftung Pakistan nicht vom anhaltenden Druck der USA. Im Nachbarland von Afghanistan tummeln sich noch immer zahlreiche Kommandeure der Taliban. Es wird für diepakistanische Regierung immer mehr zum Drahtseilakt. Schon jetzt ist zu befürchten, dass radikale Islamisten mit Anschlägen auf die neuerlichen Verhaftungen reagieren werden. Nun forderndie USA, auch den gesuchten Mullah Omar endlich dingfest zu machen. Er gilt als noch wichtiger als der letzte Woche verhaftete Talibanführer. Das könnte dann für Pakistan durchausbedeuten, mehr und mehr auf die Abschussliste der Taliban zu geraten.

EU zieht Truppen aus Bosnien ab

Nach über zwölf Jahren will die EU nun ihre in Bosnien stationierten Truppen stark reduzieren, obwohl die Lage zwischen den verfeindeten Volksparteien noch nicht optimal ist.Großbritannien hatte bereits angekündigt, das im März auslaufende Mandat seiner 600 Soldaten aufgrund der besseren Sicherheitslage nicht zu verlängern. Die Armee sei durch dieanhaltenden Einsätze in Afghanistan und dem Irak vollkommen ausgelastet.

Insgesamt will die EU die Truppenstärke bis zum Juli dieses Jahres von 6.000 auf 2.500 Mann reduzieren. Ob tatsächlich alle 850 deutschen Soldaten abgezogen werden, wollteVerteidigungsminister Jung noch nicht sagen. Es steht aber fest, dass die EU mit dem Abzug der Soldaten Luft für weitere Missionen, unter anderem in Afghanistan, schaffen will. Die 16.000 NATOSoldaten im Kosovo sollen aber nicht reduziert werden, so Jung.

Kritik an Irakpolitik der USA

„Inkompetent und dumm„: Mit sehr scharfen Worten hat TimothyCarney, US-Koordinator für die Wiederaufbauhilfe im Irak, die Politik seines Landes im ersten Jahr nach dem Sturz von Saddam Hussein kritisiert. Der Hauptfehler der US-Regierung war es, imersten Jahr nicht sofort Iraker mit in die Übergangsregierung einzubinden.

Es war töricht, anzunehmen, dass man das Land alleine regieren könne. Er bezeichnete die momentane Sicherheitslage in Bagdad als entsetzlich. Nach Auffassung eines Eliteteams vonUS-Offizieren um General David Petraeus, das helfen soll, Bushs neue Irak-Strategie umzusetzen, haben die USA noch sechs Monate Zeit, den Krieg zu gewinnen.

Danach droht der Irak zu einem zweiten Vietnam zu werden. Ein totaler Kollaps, welcher den raschen Abzug aller Soldaten zur Folge hätte. Welche Folgen ein solcher Kollaps für die gesamteRegion hätte, lässt sich noch nicht genau abschätzen. Großbritannien hatte bereits angekündigt, seine Truppen im Irak bis 2008 abzuziehen. Die Briten, die zum Großteilim Süden des Irak im Einsatz sind, begründen diesen Schritt mit der dortigen verbesserten Sicherheitslage.

Das war die neunte Woche des Jahres 2007.
Die RauteMusik-Redaktion wünscht euch einen guten Wochenstart!

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