Russland erlebt in diesen Tagen die größte Hitzewelle seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vor 130 Jahren. Temperaturen jenseits der 40-Grad-Marke haben bisher rund 40 Todesopfer gefordert. Außerdem stehen inzwischen fast 500.000 Hektar Wald in Flammen – das entspricht der doppelten Fläche des Saarlands und die Feuer breiten sich weiter aus.
„Sichtweiten unter 100 Metern“ – wenn man diesen Satz hört, geht man im Normalfall davon aus, dass der Radiomoderator soeben den Verkehrsbericht mit einer Warnung vor Nebel durchgegeben hat. In diesen Tagen hat man allerdings vor allem in Moskau ständig das Gefühl, durch eine Wand aus Nebel zu schauen – die Waldbrände zwischen der russischen Hauptstadt und dem 450 Kilometer entfernten Nischi Nowgorod treiben seit einigen Wochen dichte Rauchwolken in die osteuropäische Metropole. Die Bürger leiden zunehmend unter dem Smog, der sich wie eine Kuppel über die Stadt gelegt hat.
Rekordtemperaturen und extreme Trockenheit
In Woronesch, einer Stadt im Süden Russlands, wurden am Montag 44 Grad gemessen; das Land erlebt in diesen Tagen und Wochen einen „Jahrhundertsommer“, ähnlich dem 2003 in Deutschland. Durch die Hitze starben in den vergangenen Wochen 40 Menschen. Meteorologen und Ärzte gehen allerdings davon aus, dass die Zahl der Toten noch weiter steigen wird, sollten die Temperaturen in den nächsten Tagen nicht signifikant fallen.
Davon ist allerdings nicht auszugehen – der russische Wetterdienst sagt für die betroffenen Regionen weiterhin gleichbleibend hohe Temperaturen voraus, und auch Regenwolken wird man in dieser Woche am Himmel Russlands vergeblich suchen. Die Feuer breiten sich unablässig in rasender Geschwindigkeit aus, und trotz der sich im Einsatz befindlichen 180.000 Feuerwehrleute kann keine Rede davon sein, dass die Helfer die insgesamt etwa 700 Brandherde unter Kontrolle hätten. Das heiße Wetter lässt immer neue Brände auflodern, aber auch bewusst gelegte Feuer spielen eine große Rolle: Die Behörden meldeten erste Festnahmen in Bezug auf Plünderer und Brandstifter.
Waldbrände sorgen für großes Leid in der Bevölkerung
Besonders betroffen sind allerdings nicht die Bürger Moskaus, sondern die Einwohner der von den Waldbränden heimgesuchten Gebiete: Sie haben in den Flammen Haus und Hof verloren; viele wissen nicht, wie sie die nächsten Wochen überleben sollen. Zwar hat die russische Regierung eine Soforthilfe in Höhe von 200.000 Rubel (etwa 5.000 Euro) pro Person in den betroffenen Gebiete bewilligt, allerdings kann das nur der sprichwörtliche „Tropfen auf den heißen Stein“ sein, denn von diesem Betrag lässt sich eine zu Asche zerfallene Existenz nicht wieder aufbauen.
Staatliche Hilfe läuft an
Dmitri Medwedew hat daher in inzwischen 14 Regionen den Notstand ausgerufen. „Es ist eine Tragödie“, sagte der Präsident der russischen Föderation in einer Fernsehansprache am Montag. Ebenso rief der Regierungschef Wladimir Putin am Montag die Gouverneure der betroffenen Regionen zu einem Krisenstab zusammen und forderte sie auf, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um das Leid der Bevölkerung zu mildern.
Quellen: Spiegel.de [1] [2] | Welt.de
Bilder:
(cc) Tilo, John McColgan / Wikimedia.org 1, 2
Schlagworte: Feuer, Flammen, Hitzewelle, Jahrhundertsommer, Medwedew, Moskau, Rauch, Russland, Temperatur, Todesopfer, Waldbrand, Wladimir Putin