Der RauteMusik Wochenrückblick 08/07

Es ist der 25. Februar 2007. Wieder verging eine Woche wie im Fluge und RauteMusikhat für euch die wichtigsten Themen der Woche zusammengefasst.


USA – Mit dem Willen, ein bisschen Hasch zu rauchen und einBier zu trinken, fing es an, ein Spiel, dass sich in den USA zu einem wahren Volkssport unter den Jugendlichen zu entwickeln scheint. Sie haben viel Zeit, viel Langeweile.

Nathan M. und seine Freunde Louis und Andrew wollten mit dem Obdachlosen Rex Baum einfach nur gemütlich ein paar Bier trinken. Das Saufgelage geriet allerdings schnell außer Kontrolle. Esfing ganz harmlos an: Zunächst schmissen sie mit Stöcken und Staub nach dem Obdachlosen, kurze Zeit später fliegen die ersten Fäuste gegen Rex Baum. „Zuerstdachten wir, das wäre nur Spaß“, so Nathan. Aber aus dem Spaß wurde schnell blutiger Ernst. Nach den körperlichen Angriffen folgten schnell Ziegelsteine, Felsbrocken undein Baseballschläger. Der 17-jährige Andrew beschmierte im Anschluss das Gesicht des Obdachlosen mit Kot. Um zu schauen, ob Rex Baum noch lebt, verpassten sie ihm einen Schnitt mit demMesser.

In der Hoffnung, dass die Tiere kommen und den Obdachlosen fressen, versteckten sieihn unter einer Plastikplane und zerstörten das Zeltlager. Ein Ereignis, bei dem es sich nicht um einen Einzelfall handelt.

Denn in den Vereinigten Staaten nehmen die Gewalttaten gegen Obdachlose rapide zu. Allein im Jahr 2006 wurden deutlich mehr Straftaten gegen Obdachlose gezählt, als es in den ganzen acht Jahrenzuvor der Fall war. Die „National Coalition of the Homeless“, die für die Obdachlosen eintritt, zählte 122 Übergriffe auf, bei denen 20 Menschen ums Leben kamen. Die Täter warenmeistens unter 20 Jahre alt. „Es ist verstörend zu wissen, dass junge Menschen auch dann noch zutreten, wenn jemand schon am Boden liegt„, so der Vorsitzende derObdachlosenvereinigung. Der Gruppenzwang soll dabei auch eine große Rolle spielen. Verbunden mit Alkohol treiben sich die Täter gegenseitig zur Hemmungslosigkeit und schlagen dannzu.

Iran / Teheran – In den vergangenen Wochen undMonaten war man es eher gewohnt, von den westlichen Staaten die Forderungen zu hören, dass der Iran die Urananreicherung einstellen soll. Doch gegenteiliges kommt nun aus Teheran:

Sie fordern den Westen auf, ebenfalls auf die Urananreicherung zu verzichten. Das stellt der Iran als Bedingung, um die Urananreicherung im eigenen Land zu stoppen.

Kurz vor dem Ablaufen des UNO-Ultimatums gab der iranische Präsident, Mahmud Ahmadinedschad, bekannt, dass man für einen Dialog bereit sei. Er lehne Verhandlungen bezüglich desumstrittenen Atomprogramms seines Landes nicht grundsätzlich ab. „Es ist nicht schlimm, dass der Westen einen Stopp der iranischen Nuklearaktivitäten fordert“, soAhmadinedschad. „Die Gerechtigkeit verlangt jedoch, dass diejenigen, die verhandeln wollen, ihr eigenes Nuklearprogramm aussetzen“, heißt es weiter. Eine Bedingung, dieder Westen auf keinen Fall erfüllen wird. Er kündigte außerdem an, dass das iranische Volk die zivile Nutzung der Atomenergie weiterhin verteidigen werde.

Irak – Vor Beginn des Irakkriegesgingen sie als die Verbündeten der Willigen ein: Die USA im Gleichschritt mit Großbritannien. Doch nun holt der britische Premierminister Tony Blair seine Jungs wieder zurück nachHause.

Bereits in den kommenden Monaten sollen bis zu 1.600 Soldaten das Schlachtfeld im Irak räumen. Auch Dänemark hat beschlossen, seine Truppen aus dem Irak zurückzuziehen. Neben dendänischen und britischen Truppen befinden sich außerdem noch 2.300 südkoreanische, 900 polnische, 850 australische, 300 georgische und 600 rumänische Besatzungsmitglieder im Irak.Zwar ziehen die Briten noch lange nicht alle Truppen aus dem Irak zurück, aber es war bereits im November vergangenen Jahres bekannt, dass die Briten sich schrittweise aus dem Irakkriegzurückziehen werden. Der britische Verteidigungsminister Des Browne sprach damals von einer bedeutenden Verringerung der Kampftruppen. Beobachter gingen daher eigentlich von mehr aus.

Norwegen / Oslo – Während 46 Staaten auf einerKonferenz vereinbart haben, in Zukunft keine Streubomben mehr einzusetzen, weigern sich die USA diesen Vertrag zu unterzeichnen. Wie der Außenamtssprecher Sean McCormack in Washington angab,seien Streubomben eine militärische Option, die auch in Zukunft offen gehalten werden sollte.

Fast alle Teilnehmer einer internationalen Konferenz in Oslo haben die Vereinbarung unterschrieben, in Zukunft auf Streubomben zu verzichten. Die USA haben neben Russland, China und Israel gar nichterst an der Konferenz teilgenommen. Polen, Japan und Rumänien unterschrieben den Vertrag ebenfalls nicht. Sinn und Zweck dieses Vertrages ist es, dass die jeweiligen Teilnehmerländer bis2008 rechtlich bindende Gesetze entwerfen, welche die Lagerung, die Verwendung, den Verkauf und die Produktion solcher Waffen verbietet.

USA / New York – Mark McGowan sorgte in Manhattanfür Aufsehen. Als George W. Bush verkleidet bietet er den Menschen in den USA die einmalige Möglichkeit, ihrem Präsidenten in den Allerwertesten zu treten. Mit Anzug, Gummimaske undeinem Schild mit der Aufschrift „Tritt mich in den Hintern“ macht der britische Aktionskünstler Manhattan unsicher.

Mit einem dicken Kissen am Hinterteil, das eine schützende Funktion ausübt, machte er sich auf den Weg ins Großstadtgetummel. „Es hat wirklich gut getan, Bush in denHintern zu treten“, so der 52-jährige Casmirr Sharp. Doch wie würde es sich wohl anfühlen, dem richtigen Präsidenten in den Hintern zu treten?

USA / Fort-Campell – Ein Militärgericht im US-Bundesstaat Kentucky verurteilte den 24-jährigen Paul Cortez zu 100 Jahren Haft. Ihm wurde vorgeworfen, ein14-jähriges Mädchen im Irak vergewaltigt zu haben. Dabei kamen die Eltern und die Schwester des jungen Mädchens ums Leben. Ihm hätte eigentlich die Todesstrafe gedroht, dochCortez zeigte sich geständig und konnte somit der schlimmsten Strafe, die in den Vereinigten Staaten verhängt werden kann, entgehen. Die Gegend um das Gefängnis herum wird erallerdings nicht mehr Lebend zu Gesicht bekommen. „Ich möchte mich für all den Schmerz und das Leid entschuldigen, das ich der Familie al-Dschanabi zugefügthabe“, so der 24-jährige. Ihm sei auch nicht klar, wie das Ganze passieren konnte. Das Militärgericht der Kaserne Fort-Campell verhängte außerdem die unehrenwerteEntlassung von Paul Cortez aus der Truppe.

Belgien / Brüssel – Die EU will auch in Zukunftihre Vorreiterrolle in Sachen Klima- und Umweltpolitik behalten. Dass beschlossen nun die EU-Umweltminister unter Vorsitz des deutschen Umweltministers Sigmund Gabriel. Man wolle versuchen, bis 2020die Ausstoßung von Treibhausgasen um bis zu 20 Prozent zu vermindern, auch wenn andere Wirtschaftsregionen der Welt dabei nicht mitmachen wollen.

Beim Klima- und Energiegipfel in Brüssel wollen die Staats- und Regierungschefs der EU-Mitgliedsstaaten am 8. und 9. März auf ein ähnliches Abkommen wie das Kyoto-Protokollhinarbeiten. Denn das Kyoto-Abkommen läuft 2012 aus. Vor allem Schwellenländer wie China und Indien will man dazu bewegen, ein ähnliches Abkommen zu unterzeichnen, um den Ausstoßvon Treibhausgasen nachhaltig zu reduzieren.

Deutschland – Von den internationalen Themenkommen wir nun zu denen, die das Inland betreffen. Ein Geschwisterpaar mit vier Kindern sorgte in dieser Woche für Aufmerksamkeit in der deutschen Gesellschaft.

Sie klagen nun gegen den Inzest-Paragraphen im Strafgesetzbuch, der die Liebe zwischen Geschwistern verbietet. Die Politik scheint gespalten: SPD und FDP sprechen sich dafür aus, diesenParagraphen abzuschaffen, die CDU weigert sich. Wird Liebe innerhalb der Familie nun künftig nicht mehr strafrechtlich geahndet? Anders als beispielsweise in Belgien, den Niederlanden oder derTürkei regelt der Paragraph 173 in Deutschland den so genannten „Beischlaf mit Verwandten“. Hierzulande drohen Personen, die gegen dieses Gesetz verstoßen, eineFreiheitsstrafe bis zu drei Jahren.

Der Grünen-Politiker Jerzy Montag sagte dazu, dass in der heutigen Zeit die Moral nicht über das Strafgesetzbuch geregelt werden kann. Aus der CSU hagelt es Gegenkritik: „Einer Abschaffung des Inzest-Paragraphen stimme ich auf keinen Fall zu„, so der CSU-Politiker Norbert Geis. Der Schutz der Familie und vor allem der Schutz vor Krankheiten beinachfolgenden Kindern müsse auch weiterhin gewährleistet werden.

Deutschland / Dresden – Jens Pühse,Geschäftsführer des Musikverlags „Deutsche Stimme“, ist sich keiner Schuld bewusst. Er vertrieb rechtslastige Musik, zu Recht, wie er selbst angab. DieStaatsanwaltschaft teilt diese Ansicht allerdings nicht. Vor dem Dresdner Landgericht muss er sich nun wegen Volksverhetzung, Verbreitung von Propagandamaterial verfassungsfeindlicher Organistationenund Verletzung der Menschenwürde verantworten und weil er Musik-CDs mit menschenverachtenden Inhalten verbreitet hat.

In den Jahren 2003 und 2004 wurden bei einer Razzia in seinem Musikverlag rund 9.000 rechtslastige CDs beschlagnahmt. Das Urteil wird am 7. März erwartet. Pühse muss sich mindestens aufeine Geldstrafe und schlimmsten Fall auf eine Gefängnisstrafe einstellen. Zu seiner eigenen Verteidigung sagte er: „Ich tue nichts Kriminelles und keine illegalen Dinge.“In der Musik, die er produzierte, wurde unter anderem zum Mord an Türken und anderen „Zecken“ aufgerufen.

Deutschland / Niedersachsen – In den vergangenen zwei Wochensorgte ein 45-jähriger Mann bei den Bahnfahrern für helle Aufregung. Er erpresste aufgrund von Geldnot die Bahn und drohte mit Anschlägen auf das Netz der Deutschen Bahn.

In Niedersachsen konnte der Erpresser nun bei einer Geldübergabe gefasst werden. Am 7. Februar meldete sich der Mann mit einem Tonband bei der Bahn. Auf dem Tonband hatte er seine Stimmeverfremdet. Die Polizei nahm außerdem noch seine 41-jährige Frau fest. Diese kam nach kurzer Zeit allerdings wieder auf freien Fuß, da sie von alle dem nichts wusste, so dieStaatsanwaltschaft.

Deutschland – Mit kleinen Ausnahmen konnten sich Bundund Länder nun auf ein bundesweites Rauchverbot in Gaststätten einigen. Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen beharren aber weiterhin darauf, dass die Wirte ihre Kneipen zu einer„Raucherzone“ erklären dürfen.

Alles in allem ist das Ergebnis allerdings zufriedenstellend: Sofern die Raucher komplett von den Nichtrauchern abgeschottet sitzen, darf auch in Zukunft noch in Gaststätten geraucht werden. InSchulen, Kindertagesstätten, Kinos, Museen, öffentlichen Einrichtungen sowie Diskotheken soll in Zukunft die Kippe ganz verbannt werden.

Deutschland / Augsburg – In den vergangenen Tagen machte derAugsburger Bischof Mixa auf sich aufmerksam. Er kritisierte die Pläne der Bundesfamilieministerin Ursula von der Leyen, weitere Kindertagesstätten zu schaffen. Er befürchte, sie habedie Absicht, die deutschen Frauen nur noch auf das Gebären von Kindern zu reduzieren.

Gegenüber der „Bild“ legte er nun nochmal einen nach: „Meine Kritik richtet sich gegen eine Politik, die es einseitig fördert, dass junge Mütter ihre kleinen Kinderkurz nach der Geburt in staatliche Fremdbetreuung geben sollen, statt sich ganz und gar ihren Kindern in den ersten drei Lebensjahren zu widmen.“ Jürgen Rüttgers (CDU),Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, warf dem Geistlichen nun Realitätsverlust vor. Auch die Vorsitzende der Bundestags-Kinderkommission, Marlene Rupprecht, äußerte sich zuder Kritik von Mixa: „Bischof Mixa muss sich überlegen, wenn er so wenig die Realität wahrnimmt, ob er für sein Amt noch geeignet ist. Statt an die Kinder denkt er nuran seine Ideologie der Rollenverteilung.“

Deutschland / Berlin„Finger weg von Zigaretten und Alkohol“, das ist eigentlich die erste und lehrreichste These, die Eltern ihren Kindernbeibringen sollten. Doch nicht bei Familie K. aus Berlin. Ein Berliner Gericht befasst sich zur Zeit mit einem ganz besonderen Härtefall der Kindervernachlässigung. Die Eltern eines2-jährigen Jungen sehen es als Normal an, dass ihr Kind mit Alkohol und Zigaretten seinen Tag verbringt. Die Eltern fühlen sich allerdings zu unrecht von der Polizei verfolgt, denn fürsie ist es der normale Familienalltag. Auf einem Foto ist der zweijährige Sohn zu sehen, wie er gerade an einer Zigarette zieht, die ihm sein Vater zuvor gegeben hatte. Als eine Nachbarin aufzwei Bilder aufmerksam wurde, welche die Kinder mit Zigaretten und Alkohol zeigten, erstattete sie Anzeige beim Jugendamt und bei der Polizei. Daraufhin wurde die Wohnung der Familiedurchsucht.

„Ich würde meinen Kindern doch nicht Alkohol zu trinken geben, so was kommt doch nur in asozialen Familien vor“, sagte der Familienvater vor Gericht. Auch seine Frau kannden Aufstand wohl nicht so ganz verstehen. Vor Gericht wendete sie sich einfach grinsend zu ihrem Mann, als die Bilder beschrieben wurden. „Die Toilette war voller Kot, in der Küche zog sich ein dicker Fettfilm über die Geräte, es lag überall verschimmelte Wäsche herum“, so die Haushaltshilfe. Zwei der älteren Kinder wurden in derZwischenzeit in einer Integrations-Kindertagesstätte untergebracht.

Deutschland / Frankfurt (Oder) – Immer mehrBürgerinnen und Bürger interessieren sich für die Stasi-Akten aus der DDR-Zeit. Mit einem Tag der offenen Tür konnten rund 250 Besucher bei der Stasiunterlagen-Behörde inFrankfurt (Oder) einen Blick hinter die Kulissen werfen.

Das Interesse der Brandenburger würde steigen, so der Leiter der Außenstelle. Im vergangenen Jahr gingen 4450 Anträge auf Akteneinsicht ein, das ist gut ein Drittel mehr als im Jahr2005.

Das war die achte Woche des Jahres 2007.
Die RauteMusik-Redaktion wünscht euch einen guten Wochenstart!

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