Der RauteMusik Wochenrückblick 07/07

Es ist der 18. Februar des Jahres 2007. Wieder ist eine Woche vorbei, wieder istes Sonntag. Hier ist der RauteMusik Wochenrückblick mit den wichtigsten Themen der sieben vergangenen Tage.

Das Martyrium des 20-jährigen Opfers dauerte sieben Stunden. Die Täter waren letzten Mai in Bonn nach einer Party über die 20-Jährige hergefallen und hatten sie vergewaltigt undanderweitig misshandelt. Die Tat filmten sie zum Teil mit einer Kamera. Nun ist der Hauptangeklagte zu zwölf Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt worden. EinMitangeklagter muss wegen Beihilfe für sechs Jahre ins Gefängnis. Ein weiterer Täter kommt wegen unterlassener Hilfeleistung mit einem Jahr auf Bewährung davon. Die Polizei konnteihm keine direkte Beteiligung an den Taten nachweisen. Ende Januar waren bereits fünf weitere Täter zu bis zu elf Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht sprach von einem der schwerstenVerbrechen, die je in Bonn verhandelt worden seien.

Lange ist es von vielen Seiten gefordert worden, nun hat der Bundesrat ein Gesetz verabschiedet, das Stalking zu einer Straftat macht. Nun können die so genannten Stalker bis zu zehn Jahrehinter Gittern kommen. Stalking kommt aus dem Englischen und heißt ungefähr „sich heranschleichen“. Gemeint ist damit die beharrliche Nachstellung und Belästigung einer Person, etwadurch andauernde Anrufe oder Briefe. Meist geschieht dies wegen „verschmähter Liebe“. Laut einer Studie waren bereits zwölf Prozent der deutschen Opfer einer solchen Stalking-Attacke. Eswird aber davon ausgegangen, dass die Dunkelziffer weitaus höher ist. Durch dieses neue Gesetz sind die Behörden nun früher in der Lage, etwas gegen solche Angriffe zu unternehmen undnicht erst, wenn ein anderer Strafbestand, wie beispielsweise Körperverletzung, mit ins Spiel kommt. Damit ist nun auch ein besserer Schutz der Opfer gewährleistet.

Die spanische Polizei konnte am Donnerstagabend eine Flugzeugentführungauf den kanarischen Inseln beenden. Nach Behördenangaben wurden durch den Zugriff und die anschließende Räumung der Maschine etwa 20 Menschen verletzt. Ein Mauretanier hatte dasFlugzeug auf seinem Weg von der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott nach Nouadhibou im Norden des westafrikanischen Landes in seine Gewalt gebracht. Nach Angaben der spanischen Behörden war esihm gelungen, zwei Waffen an Bord zu schmuggeln. Nach der Landung auf den kanarischen Inseln umstellten Sicherheitskräfte das Flugzeug und konnten den Entführer durch einen blitzschnellenZugriff überwältigen. Etwa 20 Menschen seien dadurch leicht verletzt worden. Das genaue Motiv des Entführers blieb zunächst unklar. Es könnte aber mit einerTonband-Botschaft des Qaida-Vizechefs Aiman al-Sawahri zusammenhängen. In dieser Botschaft hatte er die Bevölkerung Mauretaniens zum Kampf gegen ihre Führung aufgerufen, da dieseIsrael anerkennt.

191 Menschen starben. Mehr als 1.600 überlebten zum Teil schwer verletzt. Fastdrei Jahre nach den Anschlägen von Madrid hat nun der Prozess gegen die Täter begonnen. Als Drahtzieher des Blutbades gilt Rabei Osman Sayed Ahmed – genannt “ Mohammed der Ägypter“. Amersten Prozesstag stritt er jedoch jegliche Beteiligung an den Anschlägen ab und verurteilte die Anschläge. „Ich erkenne keinen der Anklagepunkte, keine der Denunzierungenan“ , sagte er und verweigerte die Aussage. Ihm und seinen sieben Mitangeklagten drohen jeweils bis zu 40.000 Jahren Haft. Insgesamt sind 28 Personen angeklagt. Der Prozess, der imÜbrigen im Fernsehen übertragen wird, findet unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt. Die Ermittlungen füllen bereits mehr als 90.000 Aktenseiten. Im Laufe des Prozesses sollenmehr als 60 Zeugen und über 100 Experten aussagen. Insgesamt drohen den sieben Hauptangeklagten über 270.000 Jahre Haft. Bisher ist die Haftdauer in Spanien jedoch auf höchstens 40Jahre begrenzt.

In der Antarktis droht eine Umweltkatastrophe. Vergangene Woche brach auf einemSchiff der japanischen Wahlfangflotte Feuer aus. Es wurde zunächst befürchtet, dass das Schiff mit über tausend Litern Benzin und Chemikalien an Bord sinken könnte. Inzwischentreibt das Schiff manövrierunfähig auf dem Meer. Die anderen Schiffe der japanischen Flotte versuchen, das Schiff wieder flott zu machen, um den Fang fortsetzen zu können. DerAusbruch des Feuers habe jedoch nichts mit den Protesten der Gruppe Sea Shepherd zu tun, die verschiedene Aktionen gegen die Wahlfangflotte durchführten. Die neuseeländische Regierung, diefür diesen Tei der Antarktis verantwortlich ist, bat die Flotte mehrmals, das Schiff aus dem sensiblen Ökosystem für Reparaturen in einen neuseeländischen Hafen zu schleppen. EinAngebot des Greenpeace Schiffes „Esperanza“, die havarierte „Nisshin Maru“ abzuschleppen, lehnte die japanische Regierung bereits wiederholt ab. Man wolle nichts mit „Terroristen“ zu tun haben. DasSchiff der Umweltschutzorganisation war ursprünglich in die Gegend gekommen, um den Wahlfang zu beobachten und zu stören. Es gehe jetzt aber nicht mehr nur um den Wahlfang, sondern vielmehrdarum eine Umweltkatastrophe zu verhindern, so Greenpeace.

Der Gesetzgeber muss zweifelnden Vätern ab sofort Abstammungstestserleichtern, so urteilte das Bundesverfassungsgericht vergangene Woche. Das Urteil stieß auf breite Zustimmung. Bisher waren Vaterschaftstests nur mit Zustimmung der Mutter oder durch einGerichtsurteil möglich gewesen. Nun muss der Bundestag bis Mai 2008 ein Gesetz schaffen, das es zweifelnden Vätern erleichtert, einen Vaterschaftstest durchzuführen, ohne dabei dasGrundgesetz zu verletzen. Vorausgegangen war die Klage eines Vaters, dem ein Vaterschaftstest verweigert worden war; ein von ihm heimlich durchgeführter Test war vor Gericht nicht anerkanntworden. Das Gericht verweigerte ihm den Test, obwohl der Mann mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 % zeugungsunfähig ist. Sobald die Neuregelung in Kraft getreten ist, muss die Mutterder angeblich gemeinsamen Tochter einem Gentest zustimmen.

Bei zwei Amokläufen innerhalb weniger Stunden sind in den USA zehn Menschengetötet worden. In einem Einkaufszentrum in Salt Lake City tötete ein Mann fünf Menschen, bevor er von der Polizei erschossen wurde. In Philadelphia feuerte ein Mann während einerBesprechung auf einmal wild um sich. In Salt Lake City betrat ein Mann gegen 18 Uhr das Einkaufszentrum und schoss mit einer halbautomatischen Waffe scheinbar wahllos um sich. Er tötete dabeinach Polizeiangaben mindestens fünf Menschen. Vier weitere mussten im Krankenhaus stationär behandelt werden. Bei drei von ihnen sei der Zustand kritisch gewesen. Ein Polizist außerDienst konnte den Täter dann erschießen. Augenzeugen berichteten, dass der Täter absolut gefühllos gemordet habe. Das Motiv der Tat ist genau wie das des anderen Amoklaufes nochvöllig unklar. In Philadelphia hatte ein Mann während einer Besprechung in einem Bürogebäude eine Waffe gezogen und um sich geschossen. Als die Polizei anrückte, töteteer sich schließlich selber. Er tötete dabei drei Menschen.

Auf Teneriffa sind sechs Menschen bei einer Höhlenwanderung ums Lebengekommen. Sie gehörten einer Wandergruppe mit insgesamt 30 jungen Naturfreunden an, die am Samstag in dem gesperrten Stollen nahe Los Silos im Norden von Teneriffa zu einer Exkursionaufgebrochen waren. Die fünf Männer und sechs Frauen verirrten sich offenbar in dem Stollen und wurden vom steigenden Wasser eingeschlossen. Die Luft in dem Stollen wurde knapp undreicherte sich mit giftigen Gasen an. Die Opfer sind nach Behördenangaben erstickt. Der Führer, der die Gruppe ursprünglich leiten sollte, war kurzfristig abgesprungen. Er gab aberAnweisungen per Telefon an die Gruppe durch, die daraufhin selbstständig zu der Tour aufbrach. Der Stollen „Piedra de los Cochinos“, in dem sich das Unglück ereignete, ist etwa 3.000 Meterlang und nur 1,90 Meter hoch sowie 1,80 Meter breit. Er wurde vor rund 200 Jahren gebaut, um das vom Berg herabfließende Wasser aufzufangen. 1964 wurde der Stollen gesperrt.

Bush erlitt eine kleine Niederlage auf seinem Weg, die Truppen im Irak um 20.000Mann aufzustocken. Am Freitag verabschiedete das Repräsentantenhaus eine Resolution, in der sie den Plänen des Präsidenten eine Abfuhr erteilte. Gestern scheiterte eine ähnlicheResolution im Senat nur knapp an diversen Tricksereien der Republikaner. Für Bush ist diese Resolution keinesfalls bindend. Laut der Verfassung der Vereinigten Staaten hat er alleine dieEntscheidungsgewalt über das Militär. Das eigentlich bemerkenswerte an der Entscheidung des Repräsentantenhaus ist, dass auch 17 Abgeordnete aus Bushs Partei für die Resolutiongestimmt haben. Die Entscheidung gilt als klares Signal an den Präsidenten, dass sich in der Irak Politik etwas ändern muss. In dem kurzen Text der Resolution wird den Soldaten im Irak“Unterstützung und Schutz“ zugesichert, der Entsendung weiterer 20.000 Soldaten aber eine klare Abfuhr erteilt.

Wer bisher immer geglaubt hatte, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land sei, der ist weit gefehlt. In Deutschland leben Jugendliche schlechter als in anderen europäischen Ländern.Rang elf. Mehr war für Deutschland nicht drin. Nicht verwunderlich, dass Schweden und Norwegen wieder ganz an der Spitze der Studie stehen. Schlusslicht ist Großbritannien. In derUnicef-Studie werden die materielle Situation, Gesundheit, Bildung, Beziehungen zu Eltern und Gleichaltrigen, Lebensweise und Risiken sowie die eigene Einschätzung der Kinder und Jugendlichenverglichen. In einigen dieser Kategorien schnitt Deutschland besser ab. Bei der Einschätzung der Lebenssituation und dem eigenen Wohlbefinden landete Deutschland auf Rang neun. Beim materiellenWert landete Deutschland dagegen auf Platz dreizehn. Die deutsche UNICEF Vorsitzende Heide Simonis sprach sich in Bezug auf die Studie für mehr Ganztagsschulen, mehr Angebote fürfrühkindliche Betreuung und eine Einbeziehung der Kinder in die Politik durch Kinder- und Jugendräte aus. Positiv sieht sie jedoch die geringe Kriminalitätsrate unterJugendlichen.


Das war sie, die siebte Woche des Jahres 2007.

Die RauteMusik Redaktion wünscht euch eine schöne Woche.

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