Tod in London: Ex-Spion beschuldigt Putin

Der ehemalige russische Geheimagent Alexander Litvinenko ist am Donnerstagabend ineinem Londoner Krankenhaus an den Folgen seiner Vergiftung gestorben. Bevor er starb, beschuldigte er in einem Interview mit der „Times“ erneut die russische Regierung.

Die russische Regierung soll nach Angaben von Litvinenko schuld an seiner Vergiftung sein. In einem Interview mit der „Times“ sagte er: „Ich willüberleben, nur um es ihnen zu zeigen. Die Bastarde haben mich gekriegt, aber sie werden nicht jeden kriegen.“ Bevor er starb, diktierte er seinem besten Freund und Sprecher Alex Goldfarbeine Erklärung auf dem Totenbett. Diese wurde am Freitag von Goldfarb vor Journalisten vorgelesen. In dem Brief griff Litvinenko unter anderem den russischen Präsidenten Wladimir Putinmassiv an. Er gab ihm direkt die Schuld für seinen qualvollen und langsamen Tod.

Der 43-jährige Litvinenko war ein scharfer Kritiker des russischen Inlandgeheimdienstes „FSB“. Aber nicht nur das: In der Vergangenheit kritisierte er unter anderem auch des öfteren den russischen Präsidenten. Ein enger Vertrauter des Ex-Geheimagenten gab unter anderem zu verstehen, dass er keine Zweifel an einem Mordanschlag gegenüber Litvinenko hat. Der russische Filmemacher Andrej Nekrasow sagte gegenüber der „Times“, dass es sich um einen langsamen und sadistischen Mord gehandelt habe. Nekrasow war mehrmals täglich zu Besuch bei dem Ex-Agenten, bis zu seinem Tode. Sie hatten beide einen Dokumentarfilm gedreht, der bereits im Jahr 2004 veröffentlicht wurde.

Litvinenko erlitt bereits in der Nacht zum Mittwoch einen Herzinfarkt und am Donnerstag sollen sich seine Werte weiter verschlechtert haben. Das berichtete die zuständige Klinik in London. Der 43-jährige Ex-Agent soll bei klarem Bewusstsein und in Würde gestorben sein. Litvinenko hoffte bis zu seinem Tod auf eine Aufklärung des Falles durch die Polizei.

Der behandelnde Arzt, Dr. Geoff Bellingan, widersprach Berichten, wonach Litvinenko möglicherweise einer Vergiftung durch das Schwermetall Thallium zum Opfer gefallen sein könnte. Dafür gäbe es keine Spuren und auch eine radioaktive Verstrahlung könne ausgeschlossen werden. Ein Sprecher der Londoner Universitätsklinik wies darauf hin, dass auf jede Weise versucht wurde, die Ursache für seine plötzliche und schwere Erkrankung festzustellen. Dies sei jedoch nicht mehr Aufgabe der Klinik, sondern Bestandteil der polizeilichen Ermittlungen. Der Fall wird nicht als Mord, sondern als „ungeklärte Todesursache“ behandelt.

Wahrscheinlich wurde der Ex-Agent am 1. November vergiftet. Dort hatte er nämlich mit einem Landsmann zunächst eine Tasse Tee getrunken. Anschließend war er mit einem Bekannten verabredet. Statt des guten Bekannten erschien aber ein Fremder namens Vladimir. Etwas später war er dann noch mit seinem italienischen Kollegen Mario Scaramella in einem Londoner Sushi-Restaurant verabredet. Von ihm erhielt er die Warnung, dass er Morddrohungen per E-Mail erhalten habe und dass er Litvinenko als mögliches Anschlagsziel nicht ausschließen könne. Beide Personen, Litvinenko und sein italienischer Kollege Scaramella, fungierten in einer italienischen Regierungskommision als Berater. Ihre Aufgabe war es, die Aktivitäten des russischen Geheimdienstes innerhalb Italiens zu untersuchen.

Die russische Regierung weist bislang alle möglichen Verwicklungen in diesen Fall zurück. Nach Angaben eines früheren KGB-Offiziers gäbe es aber keinen Zweifel daran, dass der russische Geheimdienst „KGB“ seine Finger im Spiel hatte. Der russische Überläufer Oleg Gordiewsky sagte gegenüber der BBC: „Litvinenko ist durch ein in KGB-Laboren hergestelltes Gift umgebracht worden.“ Gordiewsky hatte bereits in den 80er Jahren die Seiten gewechselt.

Der verstorbene Ex-Geheimdienstagent Ltivinenko lebte seit dem Jahr 2000 in Großbritannien im Londoner Exil. Vor kurzem bekam er sogar die britische Staatsbürgerschaft. Seine ersten Schlagzeilen machte er aber bereits im Jahr 1998, als er gegenüber den Medien behauptete, vom FSB einen Mordauftrag erhalten zu haben, um den russischen Milliardär Boris Beresowski umzubringen. Damals war Wladimir Putin Chef des Inlandgeheimdienstes. Außerdem behauptete er später, dass die Bombenanschläge im Jahr 1999 auf mehrere Wohnhäuser ebenfalls vom FSB verübt worden sein sollen, damit die russische Regierung einen Vorwand für den Tschetschenien-Krieg hatte. Mit seinen Recherchen über den Mord an der russischen Journalistin Anna Politkowskaja könnte er einigen Leuten zu sehr auf die Pelle gerückt sein.

Quelle: T-Online

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