Eine der schwersten Sturmfluten in Deutschland seit 100 Jahren erinnerte in denvergangenen Stunden an das große Hamburg-Hochwasser im Jahr 1962, bei dem Wasserstände von mehr als vier Metern über dem Mittleren Hochwasser gemessen wurden.
Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (kurz: BSH) gab für Mittwochabend eine Sturmflutwarnung für die Ostseeküste in Mecklenburg-Vorpommern raus. Es wurdenPegelstände von 1,20 Meter bis zu 1,50 Meter über dem Mittleren Wasserstand erwartet. Thomas Globig, ein Mitarbeiter vom Wetterdienst Meteomedia, rechnete sogar damit, dass der Sturm aufdem Binnenland eine Windstärke von 10 erreichen könnte. Dieser soll aber bis zum Abend wieder abgeflaut sein.
Orkan „Britta“ wütete schon in Norddeutschland mit Windgeschwindigkeiten bis zu 156 km/h. Dabei blieben Schäden natürlich nicht aus. Polizei und Feuerwehr sind seit der schwerenSturmflut im Dauereinsatz. Im Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) spricht man heute sogar schon von der schwersten Sturmflut seit 100Jahren, die über die Nordseeküste peitschte.
Auf Borkum scheint sich die Hochwasser-Katastrophe aus dem Jahr 1962 zumindest in Zahlen wiederholt zu haben. Dort erreichte das Wasser einen Pegelstand von 2,70 Meter, der selbe Pegelstand wie beider Sturmflut 1962. An der Emsmündung registrierte das NLWKN sogar die höchsten Wasserstände, die jemals gemessen wurden: 3,90 Meter! Damit das Land stromaufwärts vorÜberschwemmung geschützt ist, schloss man das Emssperrwerk.
In Hamburg verlief die Sturmflut besser als man erwartet hat. Mit 2,57 Meter Wasserstand im Hafen über dem Mittleren Hochwasser fiel die Sturmflut nicht so dramatisch aus, wie es dieBehörden erwartet hatten. Man sperrte allerdings Teile des Hafens für den Autoverkehr. Unfälle ließen sich leider auch nicht vermeiden. Ein 80 Meter langes Containerschiff wurdedurch die starken Böen aus der Verankerung gerissen und kollidierte mit einem Anleger. Zur Erinnerung an die Sturmflut im Jahr 1962: Dort wurden Wasserstände von weit mehr als vier Meternüber dem Mittleren Hochwasser erreicht.
Auch auf hoher See gibt es einiges zu vermelden. Vor Borkum gerieten zwei Schiffe bei zehn Meter hohen Wellen in Seenot. Das Frachtschiff „Cementina“, das von Bug bis Heck 75 Meter misst, wurde 20Meilen vor der Insel manövrierunfähig als die Ruderanlage ausfiel. Die sieben Besatzungsmitglieder wurden mit Hubschraubern der Küstenwache in Sicherheit gebracht. Außerdemkenterte auf dem Weg zum Frachter ein holländischer Seenotkreuzer. Alle vier Besatzungsmitglieder konnten glücklicherweise unversehrt geborgen werden.
In Skandinavien tobte auch der Sturm. Vor der norwegischen Nordseeküste riss sich eine Bohrplattform mit seinen 75 Besatzungsmitgliedern von den Schleppern los und trieb in der Nordsee umher.Die Situation sei aber unter Kontroller und niemand soll verletzt worden sein, dies gab ein Sprecher der norwegischen Rettungskräfte bekannt.
Erinnerungen steigen bei den Menschen hoch, die das Hochwasser im Jahr 1962 miterlebt haben. Um euch das ganze bildlich etwas zu verdeutlichen, habe ich eine kleine Foto-Serie für euchvorbereitet (zur Großansicht Bild anklicken):