Fast ein Jahr ist nach den Ausschreitungen inFrankreichs Vororten vergangen. Damals wurden mehr als 9.000 Autos zerstört, es kam zu 2.832 Verhaftungen. Getan hat sich in der Zwischenzeit nichts – zum Jahrestag rechnet die Polizei mit nochschlimmeren, diesmal aber gezielt organisierten Ausschreitungen.
Im vergangenen Jahr kam es auch zu immer mehr Angriffen auf Polizisten. Wie der französische Innenminister Nicolas de Sarkozy heute bekannt gab, wurden seit Januar knapp 3.000 Beamte im Einsatzverletzt. „Die 2.890 Polizisten sind verletzt worden, weil sie ihre Aufgaben erledigen. Weil sie in Quartiere gehen, in die die Polizei nicht mehr gegangen ist“, so derInnenminister.
Letztes Wochenende erst wurden zwei Beamte durch einen Notruf in einen PariserVorort gelockt und sahen sich 30 Angreifern gegenüber. Es sei mit Gaspistolen geschossen worden, teilten Polizeigewerkschaften mit. Ein Polizist wurde nach einem Steinwurf verletzt insKrankenhaus eingeliefert.
Am 27. Oktober, wenn sich der Beginn der letztjährigen Ausschreitungen jährt, könnte es für die Pariser Polizei noch schlechter aussehen.
Da sie direkt dem Innenministerium unterstellt ist und so nicht nur für diekommunale Sicherheit zuständig ist, müssen in Notfallsituationen Beamte an andere Städte abgegeben werden – keine gute Voraussetzung, wenn es wie letztes Jahr in mehreren Städtenzu Krawallen kommt.
Trotzdem wurden vom Parlament seit 2002 keine neuen Stellen im Polizeidienst genehmigt.
Die Lage ist angespannt, vor kurzem wurde sogar mit unbemannten Überwachungsflugzeugen über Problemvierteln experimentiert. Sollte es zu neuen Ausschreitungen kommen, wird aber mitgezielter Zerstörung und verabredeten Schlägereien zu rechnen sein: Bereits jetzt wird in Blogs und Foren geplant, wie man die Polizei am Besten ausschalten könne.