4:0 für Deutschland: Es war die zweithöchste WM-Niederlage aller Zeiten für Argentinien – eine Schande für Trainer Diego Maradona, den kleinen „großen“ Mann, der vier Spiele lang leidenschaftlich am Spielfeldrand entlang tanzte und seine Spieler mit Elan anfeuerte. Gestern ist ihm das Lachen vergangen.
Von Fassungslosigkeit übermannt stand er traurig am Spielfeldrand und musste mit ansehen, wie seine Mannschaft von „Jogis Wilden“ regelrecht vorgeführt wurde. Wie wird er mit der zweithöchsten Niederlage in der argentinischen WM-Geschichte umgehen? Wie mag wohl die Gefühlslage des sonst so temperamentvollen Mannes kurz vor der Heimkehr in die Heimat sein? Sein Blick war eine einzige Klage an das Schicksal, oftmals wollten sich Tränen ihre Bahn brechen, doch der 49-Jährige rang immer mit der Fassung, auch wenn sein großer Traum zerplatzt war. Gerne hätte er es Mario Zagallo und Franz Beckenbauer gleichgetan – zuerst als Spieler, dann als Trainer Weltmeister zu werden. Auch als er zum Schluss jeden seiner Spieler einzeln in die Arme schloss, ging sein Blick ins Leere, den Rosenkranz fest in der Hand.
„Tschüss Maradona“
Plakate deutscher Fans mit der Aufschrift „Tschüss Maradona“ wirkten angesichts der Gefühlslage auf dem Platz regelrecht deplatziert; auch die Worte von Jogi Löw sprachen Bände: „Ich habe ihn eben vor der Kabine gesehen. Er ist zutiefst enttäuscht und niedergeschlagen. Das habe ich gespürt.“ Als der niedergeschlagene Maradona wenig später im legendären Trainingsanzug vor der Presse erschien, sprach er enttäuscht, aber mit ruhiger Stimme: „Das ist der härteste Moment meines Lebens. Vielleicht werde ich morgen gehen. Es ist wie ein Tritt ins Gesicht. Ich habe keine Energie mehr für irgendwas. Morgen fahre ich zurück in mein Land. Und mein Land hat verloren. Es ist immer schwer, nach einer Niederlage zurückzukommen in die Heimat.“
Als Trainer versagt
Vor dem Anpfiff sahen wir einen entspannten argentinischen Trainer in seiner Coaching-Zone auf und ab gehen; wie immer selbstbewusst und seine Spieler stützend. Doch nach 90 Minuten war dort nur noch ein gebrochener Mann zu sehen. Er hatte als Trainer versagt und das, wo ihn drei Viertel seiner Landsleute im Voraus schon als ungeeignet bezeichnet hatten. Maradona hat zwar das große Talent, für Begeisterung und Stimmung zu sorgen, allerdings versagte er in diesem wichtigen Spiel und fand keine Lösung, den herausragenden Bastian Schweinsteiger zu stoppen oder die erstklassige Abwehr der deutschen Mannschaft zu durchbrechen. Maradonas Coaching beschränkte sich aufs Zurückwerfen der Bälle, auf das Rudern mit den Armen und auf das „laute“ Antreiben seiner Spieler. Schiedsrichterentscheidungen, die seines Erachtens falsch getroffen wurden, kommentierte er spöttisch. Aber selbst dieser Eifer wich bei wachsender Resignation. Bleibt abzuwarten, was aus diesem temperamentvollen Mann nun in der Zukunft werden wird.
Quelle: Welt.de
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