Gammelfleisch-Skandal in Bayern weitet sich aus

Ranzig, muffig und alt – der Gammelfleisch-Skandal in Bayern geht in dienächste Runde. Ermittler haben nochmal 40 Tonnen verdächtiges Entenfleisch ausfindig machen können, das als „Frisch“ deklariert war. Wie in den Fällenzuvor besteht auch hier der Verdacht, dass das Fleisch weit über das Haltbarkeitsdatum hinaus war und einfach umetikettiert wurde.

„Das ganze Ausmaß ist noch nicht absehbar“, das gab heute ein Sprecher des Kreisverwaltungsreferats in München bekannt. Die Durchsuchung in einem MünchnerKühlhaus dauert weiter an. Unter anderem wurden bei der Razzia mehrere Tonnen Dönerspieße sowie 360 Kilo Wild- und Geflügelfleisch beschlagnahmt, die ihr Haltbarkeitsdatum umvier Jahre und mehr überschritten haben. „Nach dem Auftauen hat das Fleisch grünlich und ekelerregend ausgesehen“, so der Sprecher desKreisverwaltungsreferats.

Zum Kundenstamm des Kühlhauses zählen unter anderemGaststätten und Imbissbuden in Deutschland und im europäischen Ausland. Angesichts der großen Ausmaße des Skandals wurden auch die EU-Behörden eingeschaltet, um den Falletwas näher unter die Lupe zu nehmen.

Zur Gesundheitsgefährdung der Konsumenten liegen allerdings noch keine weiteren Erkenntnisse vor. „Wir hoffen, dass wir die Laborergebnisse Anfang nächster Wochehaben“, sagte Horst Reif, der stellvertrende Leiter der Münchner Sicherheitsbehörde. Bislang ist den Ermittlern auch noch völlig unklar, ob von dem vergammelten Fleisch schonetwas verzehrt wurde. Neben dem Fleisch wurden auch die Lieferscheine des Betriebs von der Staatsanwaltschaft beschlagnahmt, diese versucht nun die Vertriebswege nachzuvollziehen.

Bestürzte Rufe kamen auch aus Berlin. Die Opposition fordert ein„konsequentes Durchgreifen des Gesetzgebers„. Die Bundestagsfraktionen FDP und Grüne riefen nach bekanntwerden des neuen Skandals bei der Landesregierung in Münchenan und forderten die zuständigen Behörden zu einem „raschen Aufklären im Interesse der Verbraucher“ auf.

„Sollte sich herausstellen, dass in den Handel gekommenes Gammelfleisch eine Gefahr für Konsumenten darstellt, muss die Ware umgehend aus dem Verkehr gezogen werden“, sagte derverbraucherschutzpolitische Sprecher der FDP, Hans-Michael Goldmann.

Die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Verbraucherschutz, Bärbel Hohn, verlangte strengere staatliche Kontrollen. Es könne nicht sein, dass solche Dinge durch anonyme Hinweisewie im neuesten Skandal ans Licht geführt werden. Im übrigen werfe es in ihr die Frage auf, wie unabhängig die Lebensmittelkontrolleure arbeiten. Diese Vorwürfe wurden vonMünchen direkt abgewiesen. In einem Ballungszentrum wie München, in dem es eine Vielzahl von fleischverarbeitenden Betrieben gibt, sei es eben unmöglich jedem auf die Finger zuschauen.

Quelle: Spiegel Online

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