Nahost: Hisbollah lehnt Waffenstillstand ab

Die Fronten in Nahost sind verhärtet. Die Hisbollah lehnte nun einen von internationalenVermittlern vorgelegten Vorschlag für eine Waffenruhe ab – man akzeptiere keine „israelischen Bedingungen“. Indes fliehen immer mehr Ausländer aus den betroffenen Regionen.

Beirut – Die internationalen Vermittler hätten nur israelische Bedingungen weitergegeben, erklärte der Hisbollah-Abgeordnete Hussein Hadsch Hassan. „Wir unterstützen, was die Interessen unseres Landes, seinen Stolz und seine Würde sichert.“ Israelische Bedingungen der Unterwerfung werden nicht akzeptiert, so Hassan. Damitscheinen die ersten Bemühungen der EU und der UN, den Kämpfen im Libanon ein Ende zu bereiten, gescheitert zu sein. Den Vermittlern wurde des Weiteren vorgeworfen, dass sie nur Israel mehrZeit für seine Angriffe verschaffen wollen.

In der Nacht setzte die israelische Luftwaffe ihre Angriffe auf den Libanon fort. Als Antwort feuerte die Hisbollah binnen weniger Minuten über 40 Raketen ab, die keine Opfer forderten. Wieviele Menschen durch die israelischen Luftangriffe getötet wurden, ist noch unklar.

Unterdessen evakuieren immer mehr Nationen ihre Landsleute aus den betroffenen Regionen. Dies geschieht zum Teil über den Landweg nach Syrien, der allerdings trotz Benachrichtigung Israelsweiterhin bombardiert wurde. Andere Länder evakuieren über den Seeweg. Großbritannien hat zwei Kriegsschiffe in die Region entsandt, die französische Regierung hat eineFähre gechartert, mit der Franzosen und andere Flüchtlinge nach Zypern gebracht werden sollen.

Israel kündigte an, die Offensive solange vorzusetzen, bis die Hisbollah keine Gefahr mehr für Israel darstelle. Die Militäroperation „gerechter Preis“ sei ein „Aktder Selbstverteidigung in seiner wesentlichsten Natur“, sagte Olmert. Israel werde „niemals sein Einverständnis dazu geben, im Schatten der auf seine Bürgergerichteten Raketen zu leben“. Die Hisbollah und die palästinensische Hamas seien „Vertragspartner der von Teheran nach Damaskus reichenden Achse des Bösen“.Israel schließt auch eine Bodenoffensive nicht aus, um die Hisbollah zu vertreiben.

Der UN-Sicherheitsrat mahnte gestern erneut die Respektierung des Libanons als souveränen Staat an. Die Umsetzung der 2004 verabschiedeten Uno-Resolution 1559 sei entscheidend, sagte derfranzösische Uno-Botschafter Jean-Marc de La Sablière. „Im Sicherheitsrat besteht die Bereitschaft, an einer dauerhaften, zukunftsfähigen Lösung für denNahen Osten zu arbeiten.“

Ist der Frieden in Nahost überhaupt noch möglich? – Ein Kommentar

Die Fronten im Nahen Osten sind so verhärtet, wie sie es nur sein können. Die Hisbollah akzeptiert kein Waffenstillstand mit israelischen Bedingungen, die Israelis wollen keinen ohne ihre Bedingungen, und die Internationale Staatengemeinschaft kann sich mal wieder nicht zu einer schnellen Aktion entschließen. Immer nur Resolutionen und Apelle an die verfeindeten Parteien. Mal im Ernst: Hält sich da unten jemand an diese Resolutionen? Die Resolution 1559 von 2004, also von vor zwei Jahren, sieht unter anderem die volle Autorität der libanesischen Regierung über ihr Territorium, die Entwaffnung der Hisbollah-Miliz und das Ende der Gewalt entlang der Grenze zu Israel vor. Die Realität sieht anders aus. Israel tritt die Autorität der libanesischen Regierung mit Füßen und verletzt das Territorium eines souveränen Staates. Die libanesische Regierung hingegen kann oder will nichts gegen die Hisbollah unternehmen, da ein großer Teil des Volkes hinter der Partei steht und es wird bezweifelt, ob die Regierung überhaupt die Mittel hat, sich gegen die Hisbollah zu behaupten.

Israel ist das am hochgerüstetste und militärische überlegenste Land im Nahen Osten. Sie brauchen sich da unten eigentlich vor nichts und niemandem zu fürchten. Es scheint, als ob Israel seit Jahren nur darauf wartet, dass die Hisbollah irgendetwas tut, was man als Anlass zu einem Angriff sehen könnte. Um zwei Soldaten zu befreien, greift Israel seit fast einer Woche Ziele im Libanon an und tötete bereits etliche Menschen. Wie viele Menschenleben sind zwei Menschen wert? Darf man zur Befreiung von zwei Menschen hunderte andere einfach so umbringen, ein souveränes Land angreifen und dessen Infrastruktur zerstören?

Fakt ist: Weder Israel noch die Hisbollah sind an einem Frieden interessiert, solange der Gegenüber noch existiert. Die eigentlichen Gründe für den Konflikt sind vermutlich schon längst in Vergessenheit geraten. Der einzige Grund ist Hass. Hass geschürt von den Führern der Radikalen Gruppen und gelenkt gegen den Westen und gegen Israel. Mit jedem toten auf beiden Seiten wird der Hass der jeweilige Seite geschürt. Solange man es nicht schafft, diesen Hass aufeinander zu beseitigen, desto länger wird der Frieden im Nahen Osten weiter ein Wunsch vieler Menschen bleiben.

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