Gasprom kontra Ukraine (Update)

Der Konzern Gasprom, der von der russischen Regierung kontrolliert wird,kündigte an, die Ukraine nicht weiter mit Gas zu beliefern. Am Morgen des 1.1.2006 wurde damit begonnen, die Lieferungen einzuschränken.

Sergej Kuprijanow, Sprecher von Gasprom, teilte mit, dass der Druck in den Leitungen seit dem Morgen verringert wird. Die Gaslieferungen nach Europa sollen laut Angaben des Konzerns nicht davon betroffen sein.

Von den ukrainischen Behörden kam die Bestätigung, dass der Druck in den Leitungen abnahm. Die Versorgung von Industrie und Privathaushalten ist aber weiterhin gewährleistet.

Nachdem die ukrainische Regierung einen Vorschlag zur Beilegung der Differenzen ausschlug, verringerte Gasprom den Gasdruck weiter. Regierungsinformationen zufolge sollen die Vorräte noch für mehrere Wochen ausreichen.

Am Samstag berichteten ukrainische Medien, dass die Regierung in Kiew den Vorschlag angenommen habe, noch drei Monate billiges Erdgas zu beziehen und im zweiten Quartal 2006 einen marktgerechten Preis ausgehandelt zu haben.

Zuvor hatte Putin deutlich gemacht, dass sein Vorschlag noch im Jahr 2005 anzunehmen sei. Würde die Ukraine nicht bis Samstag zustimmen, würde dies als Ablehnung gewertet werden, sagte er.

Den Preis für je 1000 Kubikmeter Erdgas von derzeit 50 Dollar (42 Euro) will die russische Regierung auf 220 bis 230 Dollar (186 bis 194 Euro) anheben. Die Ukraine bat darum, die Erhöhung über fünf Jahre zu strecken, da es sonst Nachteile für die Schwerindustrie gäbe. Der ukrainische Präsident Wiktor Juschtschenko erklärte am Freitag, dass sein Land höchsten 80 Dollar (68 Euro) für 1000 Kubikmeter Erdgas zahlen könne.

Gasprom liefert ungefähr die Hälfte des Erdgases, das in der EU verbraucht wird. Circa 80 Prozent des Gases fließt in Pipelines durch die Ukraine nach Europa. Das russische Außenministerium versicherte, das Moskau alle Verpflichtungen gegenüber Europa erfüllen wird. Wenn es dennoch Probleme gäbe, sei die Ukraine schuld.

*UPDATE*

Der politische Druck auf Russland wächst, denn nun hat sich auch die US Regierung zum Gaskonflikt geäußert. Die Amerikaner bedauern den Lieferungsstopp und verurteilen ihn gleichzeitig. Sean McCormick, der Sprecher des amerikanischen Außenministeriums, sagte am Sonntag:Ã’Â „Der plötzliche Schritt schafft Unsicherheit im Energiesektor der Region.“
Dennoch setzen die Amerikaner sich weiter für eine schnelle Einigung ein.

Am Sonntag hatte Vladimir Putin nach langen Verhandlungen entschieden, die Gaslieferungen in die Ukraine vorerst zu stoppen. Der Energiekonzern Gasprom ist zu 50% Staatsbesitz. Ungefähr ein Drittel des benötigten Gases in der Ukraine kommt aus Russland.

Vladimir Putin wird von Kritikern vorgeworfen, dass er den Präsidenten der Ukraine (Viktor Juschtschenko) unter Druck setzen will. Im kommenden März sind in der Ukraine die Wahlen. Durch die „Orange Revolution“ im letzten Jahr hat sich die Ukraine von Russland abgehoben. Die Ukraine möchte mittlerweile sogar in die Europäische Union und in die Nato. Eng an Russland gebundene Länder wie zum Beispiel Weißrussland, erhalten weiterhin Gas zu Schleuderpreisen.

Am Sonntagabend traf in Ungarn 25% weniger Gas ein als von Russland vertraglich zugesichert. In Österreich waren es 18% weniger.

Regierungschef Juri Jechanurow sagte am SonntagabendÃ’Â „Wir werden unabhängige Fachleute einladen, die sich in den Konflikt einmischen könnten und uns ihre Einschätzung mitteilen“

Gasprom wirft der Ukraine vor, das Gas gestohlen zu haben. Der Gasprom-Sprecher Sergej Kuprijanow sagte „Von Anfang an waren sie darauf aus, ab dem 1. Januar illegal Gas abzuzapfen oder genauer gesagt zu stehlen“. Für diese Anschuldigungen soll es auch Beweise geben.Ã’Â Jechanurow wies diese Anschuldigungen allerdings von sich, denn der Energieversorger Neftegas Ukrainy teilte in Kiew mit, sie hätten Gasprom schon vor längerer Zeit einen Vertragsentwurf geschickt. In dem Entwurf wurden „marktgerechte Preise“ fixiert.

Dass die Gaspreise in Deutschland steigen werden, wird nicht befürchtet. Wolf Pluge, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Gas- und Wasserwirtschaft (BGW), sagte der Bild-Zeigung „Wir sehen keinen Preissprung wegen möglicher Lieferengpässe, weil die Verträge der deutschen Gasimporteure langfristig angelegt sind“. Die Gasversorgung Deutschlands sei sichergestellt.


Quellen: N24 Online | N24 Online

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